Ulrich Wilhelm
epd-bild/Helmut Frank
"In großen Gesellschaften brauchen wir eine Gesamtöffentlichkeit", sagt BR-Intendant Ulrich Wilhelm.
18.04.2018

Eine verlässliche Mehrheit informierter Bürger ist für den ARD-Vorsitzenden Ulrich Wilhelm essenziell für eine freie Gesellschaft. "In großen Gesellschaften brauchen wir eine Gesamtöffentlichkeit", sagte Wilhelm am Dienstagabend in München bei einer Veranstaltung der Akademie für politische Bildung Tutzing. Die ARD könne diese Gesamtöffentlichkeit herstellen, da sie mit ihren Programmen jede Woche 94 Prozent aller Menschen ab 14 Jahren in Deutschland erreiche.

Eine Gefahr drohe unter anderem durch Filterblasen und fragmentierte Öffentlichkeiten im Internet, sagte Wilhelm bei der Veranstaltung, die im Bayerischen Landtag stattfand. Im Internet herrsche eine "permanente Mobilmachung", bei der die Menschen "emotional aufgeputscht" würden. Dies sei besonders problematisch bei Themen, die das Wahlverhalten von Menschen beeinflussten, die Fakten verdrehten oder die Ehre von Personen angriffen. Kritik an der Arbeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks müsse man ernst nehmen und mit Offenheit begegnen, betonte Wilhelm. Die Medien müssten sich zudem dazu verpflichten, nicht selbst in einer Filterblase zu bleiben und nur das zu transportieren, was ins eigene Bild passe.

Regionale Vielfalt

Eine Besonderheit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, die ihn von Streaming-Diensten oder Pay-TV-Angeboten wie Amazon, Netflix oder Sky unterscheide, sei die die regionale Vielfalt und inhaltliche Breite der Programme. Fernsehserien des Bayerischen Rundfunks wie "Dahoam is Dahoam" oder auch Musikaufführungen eigener Orchester seien mit Bezahllösungen am Markt nicht finanzierbar, sagte Wilhelm, der auch Intendant des Bayerischen Rundfunks ist. Wenn die Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks nicht mehr gesichert sei, müssten solche "Schätze" verschwinden, ohne dass sie vom Markt kompensiert werden könnten. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk sei öffentliches Gut, das von der Allgemeinheit solidarisch finanziert werden müsse, ebenso wie Krankenhäuser oder Schulen, sagte Wilhelm.

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