Genf, Istanbul (epd). Die Vereinten Nationen brauchen dringend Geld für Hunderttausende neue Vertriebene in Syrien. Die Regierungen müssten auf der Syrien-Konferenz in Brüssel nächste Woche ihre Solidarität mit den verzweifelten Opfern des Bürgerkriegs zeigen, forderte der UN-Vertreter Ramesh Rajasingham im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Seit Anfang des Jahres seien mehr als 700.000 Menschen neu vor der Gewalt in dem arabischen Land geflohen.
Sie seien aus der Luft bombardiert und mit Artillerie beschossen worden, ihre Wohnungen seien zerstört, sie seien traumatisiert, sagte der stellvertretende Regionalkoordinator für humanitäre Hilfe im Telefonat aus Istanbul. "Die Menschen haben Schreckliches erlebt." Von nötigen 3,51 Milliarden US-Dollar für die Syrien-Hilfe 2018 seien aber erst weniger als 15 Prozent eingegangen. "Wir hoffen auf die Großzügigkeit der Geber", betonte Rajasingham.
13,5 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen
Allein in der Provinz Idlib seien seit Dezember 400.000 Männer, Frauen und Kinder verjagt worden. Viele Menschen hätten nicht genug zu essen, sie litten unter Krankheiten und hätten oft keine feste Unterkunft. Rajasingham betonte, dass zudem rund 60.000 Menschen aus dem früheren Rebellengebiet Ost-Ghuta nach Idlib gekommen seien und versorgt werden müssten.
Insgesamt sind nach seinen Angaben 13,5 Millionen Menschen in Syrien auf humanitäre Hilfe angewiesen. Rajasingham wollte sich nicht zu der von Beobachtern erwarteten Offensive der Truppen des Machthabers Baschar al-Assad und seiner Verbündeten auf Idlib äußern.
Die EU und die UN veranstalten am Dienstag und Mittwoch nächster Woche die Syrienkonferenz in Brüssel. Die Organisatoren erhoffen neben frischen Geldern auch politische Impulse für eine Lösung des seit 2011 andauernden Konfliktes, in dem schon Hunderttausende Menschen getötet wurden. Fast 5,5 Millionen Menschen flüchteten laut den UN ins Ausland. In Syrien kämpfen das Assad-Regime, Rebellengruppen und islamistische Terrormilizen um die Macht. Russland und der Iran stehen Assad bei.
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