Rapper-Auszeichnung sorgt für Unmut
epd-bild / Gustavo Alàbiso
Nach der Empörung über die Echo-Auszeichnung für die Rapper Kollegah und Farid Bang hat der Präsident des Deutschen Kulturrates, Christian Höppner, seinen Rücktritt aus dem Ethik-Beirat des Musikpreises angekündigt.
17.04.2018

Unter den bestehenden Rahmenbedingungen werde er nicht weiter in dem Gremium mitarbeiten, teilte Höppner am Dienstag in Berlin mit. Zugleich kündigte er an, dass sich der Kulturrat schwerpunktmäßig mit den Grenzen der Kunstfreiheit befassen werde. Höppner hatte seinen Rücktritt aus dem Echo-Beirat am Montagabend auf einer Veranstaltung in Berlin erklärt.

Kollegah und Farid Bang sind in der vergangenen Woche beim Musikpreis Echo für ihr Album "Jung, Brutal, Gutaussehend 3" in der Kategorie Hip-Hop/Urban National ausgezeichnet worden, obwohl bereits ihre Nominierung auf großen öffentlichen Protest gestoßen war. In ihrem aktuellen Album findet sich etwa die Textzeile "Mache wieder mal 'nen Holocaust, komm' an mit dem Molotow". Auf der Bonus-EP des Albums heißt es im Song "0815" zudem: "Mein Körper definierter als von Auschwitz-Insassen". Mehrere Künstler hatten nach der Preisverleihung angekündigt, aus Protest ihre Echo-Preise zurückzugeben.

Ethik-Beirat gegen Antisemitismus

Höppner erklärte, der Ethik-Beirat habe sich in Abwägung zwischen Kunstfreiheit und Nichtzulassung zugunsten der Kunstfreiheit durchgerungen: "Diese Entscheidung war ein Fehler." Unzweifelhaft stünden die Mitglieder des Beirats und die in ihr vertretenen Organisationen ohne Wenn und Aber "gegen Antisemitismus, Hass und Gewalt". Doch seien die derzeitigen Regeln zur Preisvergabe "gesellschaftlich nicht mehr tragbar".

Der Ethik-Beirat hatte vor der Preisvergabe Textzeilen der Rapper kritisiert, aber gegen einen Ausschluss von der Preisverleihung votiert. Am Sonntag hatte der Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes Musikindustrie, Florian Drücke, angekündigt, der Preis werde überarbeitet. Dies schließe eine umfassende Erneuerung der Mechanismen von Nominierung und Preisvergabe ein. Änderungen sind noch nicht bekannt.

Für den Echo nominiert werden je Kategorie die Künstler oder Bands, die in den deutschen Charts auf den fünf besten Rängen platziert sind. Landet ein Album auf dem Index für jugendgefährdende Medien, fällt es automatisch von der Liste. Charterfolg und die Stimmen von Fachjuroren werden am Ende zusammengezählt und entscheiden so über die Echo-Preisträger.

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