Ein ranghohes Mitglied der kolumbianischen Farc-Guerrila soll den Schmuggel von zehn Tonnen Kokain in die USA organisiert haben.
10.04.2018

Neue Belastung für den kolumbianischen Friedensprozess: Wegen des Verdachts auf Drogenhandel ist ein ranghohes Mitglied der Farc-Guerrila festgenommen worden. Seusis Pausivas Hernández Solarte, bekannt unter dem Namen Jesús Santrich, soll den Schmuggel von zehn Tonnen Kokain in die USA organisiert haben. Die Festnahme des Ex-Guerilleros, der an der Aushandlung des Friedensvertrags mit der Regierung beteiligt war, erfolgte aufgrund eines internationalen Haftbefehls von Interpol, wie der Hörfunk Sender RCN am Montag (Ortszeit) berichtete.

USA beantragen Auslieferung

Die USA beantragten bereits die Auslieferung des blinden Guerillaführers. Laut Staatsanwaltschaft gibt es stichfeste Hinweise darauf, dass Santrich nach Unterzeichnung des Friedensabkommens im November 2016 den Schmuggel von Drogen einfädelte. Für Verbrechen nach diesem Datum sieht die Vereinbarung keine Amnestie vor. "Wer nach Unterzeichnung des Friedensvertrags Verbrechen begeht, darf nicht auf Toleranz hoffen und wird der herkömmlichen Justiz unterstellt", erklärte Präsident Juan Manuel Santos. Beim Nachweis solcher Verbrechen gebe es auch keinen Schutz vor Auslieferung, ergänzte Santos, der für sein Friedensengagement mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde.

Regierung und die linken Farc-Rebellen hatten nach jahrelangen Verhandlungen Ende 2016 einen umfassenden Friedensvertrag unterzeichnet. Die Entwaffnung der einstigen Guerilleros ist abgeschlossen, eine Aufarbeitung von Kriegsverbrechen durch eine Übergangsjustiz steht unmittelbar bevor. Inzwischen hat sich die Farc in eine politische Partei gewandelt. Doch angesichts anhaltender Gewalt in vielen Landesteilen und einer starken Opposition gegen das Abkommen kommt der Friedensprozess weiter nur stockend voran.

Der Konflikt zwischen der Regierung, mehreren Rebellengruppen und paramilitärischen Todesschwadronen hatte sich in den 1960er Jahren an Landkonflikten und sozialer Ungerechtigkeit entzündet. Seither wurden etwa 340.000 Menschen getötet, mindestens sieben Millionen Kolumbianer wurden vertrieben.

Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Plain text

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.