EU-Antisemitismus-Beauftragte Katharina von Schnurbein
epd-bild/Karl Gabor
Nach dem Trauermarsch für die ermordete Jüdin Mireille Knoll in Paris mit Tausenden Teilnehmern sieht die Antisemitismusbeauftragte der EU-Kommission, Katharina von Schnurbein, eine "große Veränderung" im gesellschaftlichen Bewusstsein.
29.03.2018

"Die Bevölkerung realisiert, dass der Antisemitismus kein ausschließlich jüdisches Problem ist, sondern eines für die ganze Gesellschaft", sagte Schnurbein dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Donnerstag. Ähnliches habe man gesehen nach dem Anschlag auf die Satire-Zeitung "Charlie Hebdo" im Januar 2015, als der Angriff als Attacke auf die Meinungsfreiheit bewertet wurde.

Tausende Pariser hatten am Mittwochabend an einem Trauermarsch für Mireille Knoll teilgenommen. Die 85-jährige Holocaust-Überlebende war am vergangenen Freitag tot in ihrer ausgebrannten Wohnung im 11. Pariser Arrondissement gefunden worden. Die Staatsanwaltschaft geht laut französischen Medien von Mord mit antisemitischem Motiv aus.

"Zeichen für gesunde Gesellschaft"

"Hass auf Juden ist zur Normalität geworden", mahnte Schnurbein, die seit Dezember 2015 Koordinatorin der Europäischen Kommission zur Bekämpfung von Antisemitismus ist. "Wir können in jedem Land in Europa ganz konkrete und schwerwiegende antisemitische Ideen und Attacken sehen, die von rechts, links, aus der Mitte der Gesellschaft und von muslimischer Seite kommen." Die Franzosen zeigten mit dem Marsch jedoch, dass Antisemitismus nicht normal werden dürfe, sagte Schnurbein. "Die Akzeptanz jüdischen Lebens ist ein Zeichen für eine gesunde Gesellschaft", betonte Schnurbein.

Schnurbein forderte eine vertiefte Auseinandersetzung darüber, was Antisemitismus heute ist. "Wir müssen gezielter darüber informieren", sagte Schnurbein. Ohne maßgebliche Änderungen in der Lehrerausbildung und -fortbildung sowie die Einbeziehung von Kindern und Eltern werde sich nichts ändern. Mit dem zweiten nationalen Plan gegen Antisemitismus und Rassismus gehe Frankreich mit gutem Beispiel voran, urteilte Schnurbein. Damit wolle man auch konsequenter gegen Menschen vorgehen, die im Internet gegen Juden hetzen.

Teaserbild

Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Plain text

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.