Der ehemalige Präsident Htin Kyaw, Aung San Suu Kyi und der neue Präsident von Myanmar, Win Myint (von links, Archivbild)
epd-bild/Verena Hoelzl
Myanmar hat einen neuen Präsidenten: Das Parlament wählte den 66-jährigen Win Myint zum Nachfolger des zurückgetretenen Htin Kyaw, wie örtliche Medien am Mittwoch berichteten.
28.03.2018

Win Myint ist langjähriges Mitglied der "Nationalen Liga für Demokratie" (NLD) und gilt wie sein Vorgänger als Verbündeter von De-Facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi. Htin Kyaw hatte in der vergangenen Woche überraschend seinen Rücktritt erklärt und dafür gesundheitliche Gründe angegeben.

Win Myint habe eine deutliche Mehrheit der Stimmen auf sich vereinigen können, berichtete das Magazin "Frontier Myanmar" in seiner Onlineausgabe. Er war zuvor Parlamentspräsident. Der frühere Anwalt hatte sich als NLD-Mitglied bereits zu Zeiten der früheren Militärdiktatur politisch engagiert. Von der Junta war er deswegen mehrfach verhaftet worden. Einer seiner Konkurrenten um das Amt des Staatschefs war Interimspräsident und Ex-General Myint Swe.

Armee gilt als eigentliche Macht im Land

In Myanmar wird nun darüber spekuliert, ob der neue Präsident aktiver in die Politik eingreift als sein Vorgänger. Von letzterem war bekannt, dass er in erster Linie protokollarisch und nur als eine Art Stellvertreter für Suu Kyi fungierte. In der eigens für sie geschaffenen Position als "Staatsrätin" führt Suu Kyi faktisch die Regierungsgeschäfte. Die Präsidentschaft ist ihr aufgrund einer umstrittenen Klausel in der Verfassung verwehrt. Als eigentliche Macht im Land gilt jedoch nach wie vor die Armee.

Dass erneut ein Vertrauter Suu Kyis zum Präsidenten bestimmt wurde, gilt als wichtig für die Friedensnobelpreisträgerin. Sie steht international zunehmend in der Kritik, weil sie das brutale Vorgehen des Militärs gegen die muslimischen Rohingya wiederholt verteidigt hat. Seit Ende August sind fast 700.000 Angehörige der Volksgruppe nach Bangladesch geflohen. Die UN und Menschenrechtler werfen Myanmar ethnische Säuberungen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und zunehmend auch Völkermord an den Rohingya vor.

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