Nimmt nach Angaben von Wissenschaftler auch Einfluss auf Wahlen: Das soziale Netzwerk Facebook.
epd-bild / Norbert Neetz
Social Bots, Trolle, Fake News und Verschwörungstheorien in den sozialen Medien haben nach Erkenntnissen von Datenwissenschaftlern den Bundestagswahlkampf 2017 beeinflusst - allerdings nur in geringem Maße.
21.03.2018

Das ist das Ergebnis einer am Mittwoch vorgestellten Studie der Hochschule für Politik an der TU München. "Wir konnten sämtliche Manipulationsformen auch beim Bundestagswahlkampf ausmachen", sagte der Professor für "Political Data Science", Simon Hegelich.

Ausmaß und Wirkung seien jedoch deutlich kleiner als bei den US-Präsidentschaftswahlen gewesen. Der Politikwissenschaftler hatte im Auftrag der CSU-nahen Hanns-Seidel- Stiftung zusammen mit seinem Team Posts auf Twitter und Facebook ausgewertet, die in Bezug zur Bundestagswahl stehen.

"Algorithmen springen auf Masse an"

Eine gängige Form der Manipulation sei es, Trends in den sozialen Netzwerken durch starke Aktivitäten der Nutzer zu beeinflussen. "Die Algorithmen von Facebook, Twitter und anderen Netzwerken springen auf Masse an", sagte Hegelich: Bekommt eine Nachricht besonders viel Zuspruch, sehen sie automatisch mehr Leute. Oft griffen das Thema dann auch die klassischen Medien in ihrer Berichterstattung auf und verstärkten die Wirkung.

Gerade Falschnachrichten könnten so insbesondere junge Zielgruppen verunsichern und nachhaltig Misstrauen gegenüber Politik und Medien schüren, warnte Hegelich. Er befürchtet zudem, "dass die Effekte von Social Media in der politischen Kommunikation schon viel stärker sind als wir glauben".

Zunehmend kurze, emotionale Statements

Es könne durchaus Politiker geben, die überlegen, wie sie eine Bundestagsrede schreiben, die in den sozialen Netzwerken erfolgreich ist. Auch die politische Auseinandersetzung in den sozialen Medien konzentriere sich zunehmend auf kurze, emotionale Statements, "die schnell konsumiert und schnell geteilt werden" können. In der bisherigen Form seien soziale Medien deshalb nicht der richtige Rahmen für den politischen Diskurs.

Die Vorsitzende der Hanns-Seidel-Stiftung, Ursula Männle, sagte, sie wolle mit der Studie eine gesellschaftliche Debatte über politische Willensbildung und "automatisierte Meinungsmache" in den sozialen Kanälen und in Zeiten der Digitalisierung anstoßen.

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