Papst Franziskus 2017
epd-bild/Osservatore Romano/Agenzia Romano Siciliani
"Gott ist jung": Papst Franziskus fordert die Jugend in einem neuen Buch auf, zu Antikonformisten heranzuwachsen.
20.03.2018

Um nicht Opfer eines Einheitsdenkens zu werden, sollten die Jungen mit den Alten eine "Revolution der Zärtlichkeit" anstoßen, schreibt er in dem am Dienstag veröffentlichten Buch "Gott ist jung".

Franziskus stellt dem Gesprächsband ein Zitat des wegen seiner Homosexualität und offen erotischen Text-Passagen zu Lebzeiten umstrittenen amerikanischen Dichters Walt Whitman (1819-1892) voran: "Jugend, groß, lustvoll, liebend - Jugend voller Anmut, Stärke, Bezauberung, Weißt du, dass nach dir das Alter kommen könnte mit gleicher Anmut, Stärke, Bezauberung?"

Verwischung der eigenen Identität

Große Sorge äußert der Papst in dem Buch über eine Tendenz zu Ersatzbefriedigungen und der Verwischung der eigenen Identität durch Angleichung an andere. Immer mehr auch junge Menschen fühlten sich gedrängt, ihr Äußeres durch Schönheitsoperationen zu verändern. "Deshalb scheint Aufspritzen erforderlich zu werden, um die Ausmusterung hinauszuzögern", beklagt Franziskus.

Plastische Chirurgie dürfe nicht zu einem "Muss für den Menschen werden", warnt das Kirchenoberhaupt. Zu den Ersatzbefriedigungen zählt er in dem Buch auch Beziehungen zu Haustieren anstatt zu Menschen "mit der dazu notwendigen Bereitschaft zum Dialog und Austausch".

Der Schutz der Umwelt für kommende Generationen müsse "in dicken roten Lettern auf der ersten Seite jeder politischen Agenda stehen", mahnt der Papst. Dabei betont er, dass Atomenergie "an sich nichts Schlechtes" sei. Ihr Einsatz mit böser Absicht erzeuge jedoch Zerstörung. Deshalb plädiert Franziskus für die umgehende Zerstörung sämtlicher Atomwaffen.

Abstiegsängste

In einigen bereits vorab veröffentlichten Passagen hatte der Papst in dem neuen Buch mangelnde Berufschancen und Zukunftsperspektiven für junge Menschen beklagt. Eine von Abstiegsängsten geprägte Mittelschicht richte ihren Protest jedoch nicht gegen die Oberschicht, die maßgeblich zu einer Vertiefung der Kluft zwischen beiden Gesellschaftsgruppen beigetragen habe. Vielmehr richteten viele aus "Angst, dass auch dem, der ärmer ist, in irgendeiner Weise Rechte zugestanden werden könnten" ihren Hass auf Flüchtlinge.

Als Warnung vor den Folgen einer uneingeschränkten Konzentration auf Geld und Profit zitiert er den deutschen Psychoanalytiker Erich Fromm (1900-1980) mit den Worten: "Der moderne Kapitalismus braucht Menschen, die in großer Zahl reibungslos funktionieren, die immer mehr konsumieren wollen, deren Geschmack standardisiert ist und leicht vorausgesehen und beeinflusst werden kann".

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