Papst Franziskus im Vorjahr in Kolumbien.
epd-bild/Osservatore Romano/Agenzia Romano Siciliani
Bevor sich im Oktober Bischöfe aus aller Welt mit dem Thema Jugend befassen, will Papst Franziskus wissen, was die jungen Leute selbst zu sagen haben. Auf der Vorsynode in Rom fordert er sie zur Mithilfe auf, die Kirche lebendig zu halten.
19.03.2018

Papst Franziskus hat mangelnde Zukunftsperspektiven für junge Menschen von heute beklagt. "Ihr werdet häufig vom öffentlichen Leben ausgegrenzt und gezwungen, um Beschäftigungen zu betteln, die euch keine Zukunft garantieren", sagte er am Montag in Rom zur Eröffnung der Vorsynode über Kirche und Jugend.

Die Gesellschaft sei verantwortlich für mangelnde Berufsmöglichkeiten für junge Leute, erklärte das Kirchenoberhaupt auf der bis Samstag dauernden Veranstaltung mit 300 Jugendlichen aus aller Welt. Die Versammlung soll die für Oktober geplante Bischofssynode vorbereiten.

Prostitution "Verbrechen gegen die Menschlichkeit"

Im Gespräch mit fünf Jugendlichen aus verschiedenen Kontinenten verurteilte der Papst Prostitution als "Verbrechen gegen die Menschlichkeit". Wer die Dienste einer Prostituierten in Anspruch nehme, sei ein Verbrecher. "Das ist nicht Liebe machen, sondern eine Frau foltern", sagte das Kirchenoberhaupt auf die Frage einer jungen Nigerianerin hin, die aus der Zwangsprostitution befreit worden war. Sie wollte wissen, wie junge Frauen davor bewahrt werden könnten, auf eine Ware reduziert zu werden.

Dem Feminismus sei es bis heute nicht gelungen, eine kranke Mentalität auszumerzen, nach der Frauen ausgebeutet werden könnten, beklagte Franziskus. Er bat um Vergebung dafür, dass allein in Italien 90 Prozent der Kunden Katholiken seien. "Ich frage mich, ob die Kirche zu chauvinistisch ist, um sich heute wirklich mit der der hohen Nachfrage der Kunden auseinanderzusetzen."

Der Papst appellierte an die jugendlichen Teilnehmer der Vorsynode, sich offen, ohne Scham und durchaus auch mit einem gewissen Maß an "Frechheit" zu äußern. Die Kirche benötige deren Anregungen, um nicht in einer Haltung nach dem Motto "Wir haben es immer so gemacht" zu verharren. Ausdrücklich forderte der Papst auch nichtgläubige Teilnehmer der Vorsynode auf, sich mit ihren Auffassungen und Anforderungen an die Kirche zu richten.

Klage über hohe Jugendarbeitslosigkeit

Mit Blick auf die mit 35 Prozent besonders hohe Jugendarbeitslosigkeit in Italien und anderen südeuropäischen Ländern wies das Kirchenoberhaupt auf gravierende Folgen der Chancenlosigkeit hin, darunter etwa hohe Selbstmordraten unter jungen Menschen. Wer nicht in Depressionen verfalle, drohe durch einen Mitgliedschaft bei der Terrormiliz "Islamischer Staat" zum Selbstmörder zu werden.

Junge Menschen müssten mit der gebotenen Vorsicht unbedingt Risiken eingehen, forderte der Papst. Andernfalls alterten sie vorzeitig, ohne dabei zu reifen. Auch unter kirchlichen Gruppen gebe es viele, die aus Angst nicht zu den existenziellen Peripherien des Lebens vorzudringen wagten. "Eine Institution, die nichts riskiert, bleibt im Kindheitsstadium", mahnte er.

Unter den jugendlichen Teilnehmern sind auch zwei Deutsche, darunter der Vorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), Thomas Andonie.

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