Ein Tochter-Unternehmen des deutschen Energiekonzerns EON betreibt in Tansania ein lokales Stromnetz.
epd-bild/Tillmann Elliesen
Angesichts bewaffneter Konflikte und Instabilität sei die deutsche Wirtschaft nur verhalten zu Investitionen bereit.
19.03.2018

Der "Marshallplan mit Afrika" von Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) kommt nach Einschätzung des Migrationsexperten Benjamin Schraven nur schleppend voran. Die Bereitschaft der deutschen Wirtschaft zu Privatinvestitionen auf dem Kontinent sei angesichts vieler bewaffneter Konflikte und Instabilität nicht im notwendigen Maße vorhanden, sagte der Wissenschaftler beim Deutschen Institut für Entwicklungspolitik im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Bonn. Zudem sei in Sachen Investitionen China in Afrika deutlich stärker präsent und bewege den Kontinent im wahrsten Sinne des Wortes mit Straßen, Häfen und Flughäfen.

Vorgesehene Mittel zu gering

Eine Milliarde Euro zusätzlich in dieser Legislaturperiode, wie im Koalitionsvertrag von Union und SPD vorgesehen, reiche für einen ganzen Kontinenten längst nicht aus, sagte Schraven. "Vor allem, wenn man bedenkt, dass in Deutschland zum Beispiel eine Umgehungsstraße um ein Dorf schon mal 20 Millionen Euro oder mehr kostet". Deutlich attraktiver sei es für viele Afrikaner, in Europa zu arbeiten und das verdiente Geld direkt an ihre Familien zu schicken.

Die Bundesbank schätzt die "Heimatüberweisungen der Gastarbeiter" allein im Jahr 2017 aus Deutschland in afrikanische Länder auf Grundlage vorläufiger Daten auf rund 230 Millionen Euro - wobei Gelder, die über informelle Kanäle nach Afrika gelangen, nicht erfasst sind. Die Weltbank stellte in einem Bericht von 2016 über Migration und Rücküberweisungen fest, dass gerade diese Geldtransfers - die den Angaben nach drei Mal das Volumen der internationalen Entwicklungshilfe hatten - die Lebensader für Millionen Haushalte in Entwicklungsländern darstellten.

Entwicklungshilfe von Flüchtlingsabwehr überlagert

"Das wirtschaftliche Grundproblem, dass der Kontinent zu sehr vom Rohstoffexport abhängig ist, ist nach wie vor nicht gelöst", gibt Schraven zu bedenken. Zudem sei der "Pferdefuß" beim deutschen Vorgehen, dass der Entwicklungshilfe das Etikett "Fluchtursachen bekämpfen" anhänge. So werde der eigentliche Zweck der Entwicklungszusammenarbeit, bessere Lebensbedingungen in den Ländern des globalen Südens zu schaffen, überlagert von weitgehend innenpolitischen deutschen Zielen.

Müller will mit dem von ihm initiierten "Marshallplan" für Afrika die Lebensbedingungen und Chancen auf dem Kontinent verbessern, um eine Massenmigration nach Europa zu verhindern. Der historische Marshallplan, ist im vergangenen Jahrhundert von den USA initiiert worden - zum Wiederaufbau in Westeuropa nach dem Zweiten Weltkrieg.

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