Autoabgase können die Gesundheit gefährden.
epd-bild/ Heike Lyding
Das Umweltbundesamt sieht dringenden Handlungsbedarf: Die vor allem durch den Autoverkehr verursachte Belastung der Luft durch Stickstoffdioxid gefährdet die Gesundheit.
08.03.2018

Die Luftbelastung durch Stickstoffdioxid (NO2) führt einer Studie des Umweltbundesamts zufolge zu erheblichen Gesundheitsbelastungen. So ließen sich für das Jahr 2014 statistisch etwa 6.000 vorzeitige Todesfälle aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf die NO2-Belastung in der Außenluft in Deutschland zurückführen, sagte die Präsidentin des Umweltbundesamtes (UBA), Maria Krautzberger, am Donnerstag in Berlin. Das entspreche einem Anteil von etwa 1,9 Prozent aller kardiovaskulären Todesfälle in Deutschland. Insgesamt sei allerdings ein Rückgang zu beobachten: So hätten im Jahr 2007 statistisch noch knapp 8.000 vorzeitige Todesfälle mit NO2 in Verbindung gestanden.

Hinzu kämen 2014 statistisch etwa 439.000 Asthmaerkrankungen und damit ein Anteil von 14 Prozent aller Asthmaerkrankungen, die auf Stickstoffdioxid in der Außenluft zurückzuführen seien, hieß es weiter. Bei Diabetes Mellitus liege die Zahl bei 437.000 Fällen oder einem Anteil von neun Prozent.

Kein direkter Zusammenhang zu Todesfällen

Die am Donnerstag präsentierte Studie wurde vom Helmholtz Zentrum München und der IVU Umwelt GmbH Freiburg im Auftrag des Umweltbundesamtes erstellt, das seinen Sitz in Dessau-Roßlau hat. Bei der sogenannten epidemiologischen Studie seien statistische Zusammenhänge bei einer langfristigen NO2-Belastung von rund 30 Jahren untersucht worden. Ein direkter kausaler Zusammenhang von Todesfällen oder bestimmten Erkrankungen durch NO2 werde durch die Untersuchung dagegen nicht belegt. In die neue UBA-Studie flossen Daten aus ländlichen und städtischen Regionen - insbesondere aus München, Berlin und Brandenburg.

Krautzberger betonte: "Stickstoffdioxid ist ein Reizgas und gefährdet unsere Gesundheit." Dies sei durch zahlreiche andere Untersuchungen bereits nachgewiesen. Die neue Studie liefere aber erstmals Zahlen, wie stark sich in Deutschland die langfristige Luftbelastung durch NO2 auf die Gesundheit der Menschen auswirkt.

Laut UBA-Präsidentin gibt es "dringenden Handlungsbedarf" insbesondere in verkehrsreichen Städten. So müsse in einem ersten Schritt für die bundesweit flächendeckende Einhaltung des Grenzwerts gesorgt werden. In einem weiteren Schritt müsse durch "intelligente Verkehrslösungen" eine weitergehende Senkung der NO2-Belastung angestrebt werden. Eine andere Studie hatte 2017 ergeben, dass der in Deutschland gültige Grenzwert von 40 Mikrogramm NO2 pro Kubikmeter Außenluft im Jahresmittel in 66 Kommunen überschritten wurde. Als Hauptquelle für die Stickstoffdioxidbelastung gilt in Deutschland der Autoverkehr, insbesondere Diesel-Fahrzeuge stehen hier in der Kritik.

Regionen mit Spitzenbelastungen

Die Leiterin der Studie, Myriam Tobollik, erklärte, dass bei der mathematischen Modellrechnung "bewusst vorsichtige Annahmen" zugrunde gelegt worden seien. So seien nur Krankheiten berücksichtigt worden, die mit hoher Gewissheit in Zusammenhang mit NO2-Belastungen stünden. Zudem seien gesundheitliche Auswirkungen unterhalb von zehn Mikrogramm pro Kubikmeter nicht berechnet worden, da es dafür aktuell keine ausreichend verlässlichen Daten gebe.

Auch Regionen mit Spitzenbelastungen an verkehrsreichen Straßen seien nicht mit einbezogen worden. Daraus könne abgeleitet werden, "dass die Zahl der Erkrankungen und Todesfälle im Zusammenhang mit NO2 an stark belasteten Standorten deutlich höher liegt", sagte Krautzberger.

Teaserbild

Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Plain text

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.