Ost-Ghouta in Syrien
epd-bild/Mohammad Alissa
Im syrischen Ost-Ghuta zeichnet sich kein Ende der Kämpfe ab. Viele der eingeschlossenen 400.000 Menschen versuchen verzweifelt, in Kellern zu überleben. Schon 900 Zivilisten sollen im Bombenhagel der vergangenen Tage getötet worden sein.
08.03.2018

In Syrien haben die Kämpfe um Ost-Ghuta nach Informationen der Vereinten Nationen zugenommen. Am Donnerstag scheiterte erneut ein Versuch, Hilfsgüter in die umkämpfte Rebellenhochburg zu bringen. Die Vereinten Nationen und ihre Partner hätten das belagerte Gebiet bei Damaskus nicht erreichen können, teilte das UN-Büro zur Koordinierung humanitärer Hilfe (Ocha) per Twitter mit. Die syrische Regierung habe aus Sicherheitsgründen keine Genehmigung erteilt, erläuterte Ocha-Sprecher Jens Laerke dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Genf.

Unterdessen bekräftigte der UN-Sicherheitsrat seine Forderung nach einer 30-tägigen Waffenruhe für ganz Syrien. Der Rat brachte zudem seine Besorgnis über die humanitäre Lage in dem Bürgerkriegsland zum Ausdruck, wie der niederländische Botschafter, Karel van Oosterom, am Mittwoch (Ortszeit) in New York mitteilte. Während der Kampfpause solle die notleidende Bevölkerung mit Hilfsgütern versorgt werden.

Angriffe auf Krankenhäuser

In Ost-Ghuta sind knapp 400.000 Menschen eingeschlossen, von denen viele in Kellern ausharren. Das Gebiet wird von der syrischen Luftwaffe mit russischer Unterstützung bombardiert. Nach Angaben von UN-Organisationen und anderen humanitären Helfern zielen die Angriffe auch auf Krankenhäuser und andere zivile Einrichtungen, was als Kriegsverbrechen gilt.

In 18 Tagen seien durch die Bombenangriffe des Assad-Regimes mehr als 900 Zivilisten getötet worden, berichtete die oppositionsnahe syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London. Unter den Toten seien 188 Kinder und 116 Frauen. Die Angaben lassen sich nicht von unabhängiger Seite überprüfen.

Der UN-Sicherheitsrat hatte Ende Februar eine 30-tägige Waffenruhe für ganz Syrien gefordert. Russland verkündete daraufhin tägliche Feuerpausen von fünf Stunden, die offenbar aber ebenfalls nicht eingehalten werden. Diese Zeitspanne ist aber laut humanitären Organisatoren viel zu kurz für Hilfseinsätze.

Die Hilfsorganisation "Adopt a Revolution" in Leipzig berichtete unter Berufung auf Augenzeugen in Ost-Ghuta, in der Nacht zum Donnerstag seien Chlorgas, Brand-, Streu- und Fassbomben eingesetzt worden. Es sei zu befürchten, dass mehr als 90 Zivilisten getötet worden seien.

Hunderttausende Menschen getötet

Am Dienstag hatte eine internationale Hilfslieferung inmitten von heftigem Beschuss abgebrochen werden müssen. Von den 46 Lastkraftwagen des Hilfskonvois wurden zehn überhaupt nicht ausgeladen und vier nur teilweise, die die Hälfte der Lebensmittel für 27.500 Menschen in Ost-Ghuta enthielten. Es war der erste größere Hilfskonvoi seit Monaten. Die Organisationen medico international und Malteser Hilfsdienst riefen zu Spenden für Syrien auf.

In Syrien kämpfen das Regime von Machthaber Baschar al-Assad, oppositionelle Rebellen und Terrorgruppen gegeneinander. Neben Russland stehen der Iran und die libanesische Hisbollah-Miliz auf der Seite Assads. Die Türkei geht in der Region Afrin militärisch gegen kurdische Milizen vor, die von den USA Hilfe erhalten. In dem seit März 2011 andauernden Konflikt wurden Hunderttausende Menschen getötet, Millionen Syrer sind auf der Flucht.

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