Die Tester beklagen Mängel bei den Herkunftsangaben für Obst und Gemüse.
epd-bild / Falk Orth
Die Verbraucherschützer von Foodwatch haben die fünf großen Lebensmittel-Onlinehändler getestet. Gut schnitten die Lieferdienste bei Pünktlichkeit, Vollständigkeit oder Zustand der Produkte ab. Defizite gibt es bei Datenschutz und Herkunftsangaben.
08.03.2018

Die fünf großen Online-Lebensmittelhändler Rewe-Lieferdienst, Amazon Fresh, Allyouneedfresh, Mytime und Bringmeister (Edeka) verstoßen nach Angaben der Verbraucherschutzorganisation Foodwatch gegen den Datenschutz. Bei wiederholten Testkäufen hätten sich Mängel in den Datenschutzerklärungen oder unklare Formulierungen in den fünf Online-Shops gezeigt, sagte Luise Molling von Foodwatch am Donnerstag in Berlin. Alle Shops verlangten beispielsweise generell die Angabe des Geburtsdatums, obwohl das nur bei einer Bonitätsprüfung, etwa für eine Zahlung auf Rechnung, oder beim Kauf von Alkoholika erforderlich sei.

Bis auf Allyouneedfresh setzten alle Webseiten eine hohe Zahl sogenannter Tracker ein, die zumeist völlig unbemerkt Informationen über das Surfverhalten des Kunden sammeln und auswerten. Bei Rewe stellten die Tester bis zu 80 Tracker fest. Diese Werbe-Tracker ermöglichen es, den User auch auf anderen Internetseiten gezielt mit Werbung zu verfolgen.

Infos zu Allergenen

Defizite gebe es bis auf Mytime auch bei den Herkunftsangaben zu den Frischeprodukten, sagte Molling. So gaben Allyouneedfresh, Rewe und Amazon Fresh bei vielen Obst- und Gemüsesorten mehrere mögliche Herkunftsländer an. So fanden sich bei Weintrauben im Amazon-Shop 13 potenzielle Herkunftsländer. Bei Bringmeister fehlten die gesetzlich vorgeschriebenen Herkunftsangaben teilweise komplett.

Überwiegend gut schnitten dagegen alle Shops bei Pünktlichkeit, Vollständigkeit oder Zustand der Produkte ab. Auch Informationen zu Nährwerten oder Allergenen waren nach Angaben von Molling bei allen gekauften Produkten vollständig.

Für den Komfort des Onlinehandels zahlten die Kundinnen und Kunden mit ihren Daten, warnte Molling. Für die Unternehmen seien Informationen über individuelle Ernährungsgewohnheiten Gold wert, denn sie verrieten besonders viel über Einkommen, Bildung und Gesundheitsbewusstsein.

"Echtes Kontrolldefizit"

Foodwatch-Geschäftsführer Martin Rücker forderte, den Online-Lebensmittelhandel stärker zu kontrollieren. Dafür müsse die Zuständigkeit von den Ländern auf den Bund übertragen werden, weil die Länderbehörden oft noch offline agierten. "Im Onlinehandel besteht ein echtes Kontrolldefizit, weil die Lebensmittelüberwachung nicht zeitgemäß aufgestellt ist", sagte Rücker. Die zuständigen Lebensmittelkontrolleure schafften es schlichtweg nicht, neben dem Bäcker vor Ort auch noch die großen Online-Supermärkte und die unzähligen Nischenanbieter im Internet zu kontrollieren, die zufällig ihren Sitz in einer Kommune haben.

Für den Vergleichstest bestellten den Angaben zufolge Mitarbeiter im Auftrag von Foodwatch im November 2017 bei allen Online-Shops jeweils drei Mal einen vorab festgelegten Warenkorb von 21 Produkten, darunter gekühlte Lebensmittel, Tiefkühlprodukte sowie Obst und Gemüse. Die Preisspanne bewegte sich dabei zwischen 41,41 und 49,68 Euro. Dazu kamen gegebenenfalls diverse Zuschläge und Abonnementgebühren.

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