Thonyor Payam im Südsudan (Archivbild vom Februar 2017)
epd-bild/WFP/George Fominyen
Der Südsudan zählt zu den ärmsten Ländern der Welt. Aber der Bürgerkrieg wird mit äußerster Brutalität geführt. Experten werfen der Regierung vor, Waffen und Kämpfer mit den Einnahmen aus dem Ölexport zu bezahlen. Das Dementi kam umgehend.
06.03.2018

Die Regierung des Südsudan finanziert laut Anti-Korruptions-Experten den Bürgerkrieg im Land mit den Einnahmen der staatlichen Ölfirma Nilepet. Millionen Dollars flössen in die brutalen Sicherheitsdienste und regierungstreue Milizen, erklärte die Initiative "Global Witness" bei der Vorlage eines Berichts am Dienstag in London. Die Regierung in Juba wies die Vorwürfe zurück.

"Der Bericht zielt darauf ab, das Image des Präsidenten und der Regierung des Südsudan zu beschädigen", sagte Informationsminister Michael Makuei dem britischen Sender BBC. "Global Witness" sei US-finanziert, und Amerika ergreife Partei gegen die Regierung. Auch die beschuldigte Ölfirma Nilepet bestritt die Vorwürfe.

"Global Witness" zufolge dienen die Erdöleinnahmen einer kleinen Clique im Südsudan und der Verlängerung des brutalen Konflikts. Unterdessen leide die Bevölkerung weiter unter dem sinnlosen Krieg und einer von der Regierung verursachten Wirtschaftskrise, erklärte Michael Gibb, Experte für Konfliktressourcen der Organisation.

Direkte Verbindung mit Waffenhandel

Die staatliche Nile Petroleum Corporation (Nilepet) ist einer der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren des Südsudan und untersteht der direkten Kontrolle von Präsident Salva Kiir und seinen Vertrauten. "Global Witness" bringt das Unternehmen in direkte Verbindung mit Waffenhandel und der Finanzierung eines Systems von Seilschaften im Zentrum des Konflikts.

Der Südsudan verfügt über reiche Erdölvorkommen, kann das Öl jedoch selbst nicht verarbeiten. Nilepet ist deshalb gut mit dem internationalen Handel vernetzt. "Nilepet ist abhängig von der internationalen Lieferkette", erläuterte Gibb. "Die internationalen Unternehmen, mit denen die Firma Geschäfte macht, haben eine Verantwortung und die Möglichkeit, ihren Einfluss für Reformen und Transparenz einzusetzen."

Bei der geplanten Wiederaufnahme von Friedensgesprächen im Laufe des Monats solle deshalb mehr auf die Finanzierungsquellen des Bürgerkrieges geschaut werden, forderte die Initiative. Auch die Rolle der internationalen Konzerne und Händler, die in Kontakt zu Nilepet stünden, müsse untersucht werden.

Unübersichtlicher Krieg

"Global Witness" stützt sich nach eigenen Angaben auf geheime Dokumente und Augenzeugenberichte. So zeige sich die Verquickung der Erdölfirma mit den Machteliten des Landes unter anderem dadurch, dass der gefürchtete Chef des Sicherheitsdienstes, Generalleutnant Akol Koor, im Aufsichtsrat von Nilepet sei.

Der Bürgerkrieg im Südsudan begann Ende 2013 als Machtkampf zwischen Präsident Kiir und seinem ehemaligen Stellvertreter, dem Rebellenführer Riek Machar. Der Südsudan ist erst seit 2011 unabhängig und zählt zu den ärmsten Ländern der Welt. Inzwischen hat sich der Konflikt zu einem unübersichtlichen Krieg zahlreicher Milizen und Rebellengruppen mit ethnischen Komponenten ausgeweitet.

Den UN zufolge sind mehr als 7,5 Millionen Südsudanesen, mehr als die Hälfte der Bevölkerung, dringend auf Hilfe angewiesen. 1,8 Millionen sind ins Ausland geflohen. Den Sicherheitskräften werden Gräueltaten wie ethnische Säuberungen, Morde und Vergewaltigungen vorgeworfen.

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