"Frankfurter Rundschau" und "Frankfurter Neue Presse"
epd-bild/Norbert Neetz
Das Bundeskartellamt hat Dirk Ippen grünes Licht gegeben: Der Münchner Verleger darf die "Frankfurter Rundschau" und die "Frankfurter Neue Presse" von der Fazit-Stiftung übernehmen. Zeitungsforscher Röper kritisiert die Entscheidung.
05.03.2018

Der Münchner Verleger Dirk Ippen darf die "Frankfurter Rundschau" (FR) und die "Frankfurter Neue Presse" (FNP) übernehmen. Das Bundeskartellamt hat den Kauf der Mediengruppe Frankfurt durch die Ippen-Gruppe freigegeben, wie die Behörde am Montag in Bonn mitteilte. Ippen hatte sich mit der Fazit-Stiftung, die die Zeitungen bislang neben der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ) herausgibt, Anfang Februar auf den Deal geeinigt. Die Blätter können damit von der Zeitungsholding Hessen (ZHH) übernommen werden, deren Eigentümerin mehrheitlich die Ippen-Mediengruppe ist.

Verbesserung auf dem Lesermarkt

Kartellamtspräsident Andreas Mundt erklärte, der Zusammenschluss verbessere die Situation auf dem Lesermarkt in Frankfurt, weil damit das Monopol der FAZ-Gruppe in der Stadt beendet werde. "Nach dem Zusammenschluss werden 'Frankfurter Neue Presse' und 'Frankfurter Rundschau' im Wettbewerb zur Regionalausgabe der 'Frankfurter Allgemeine Zeitung' stehen, und die Leser können zwischen zwei voneinander unabhängigen Mediengruppen auswählen", sagte Mundt. Diese Verbesserungen wiegen nach Einschätzung der Kartellhüter schwerer als mögliche Verschlechterungen in der Region Offenbach und im Wetteraukreis, wo neben Lokalausgaben von FR und FNP bereits von Ippen verlegte Blätter erscheinen. Die betroffenen Anzeigenmärkte müssten aufgrund des geringen Umsatzvolumens bei der Entscheidung nicht berücksichtigt werden, argumentierte das Kartellamt.

Der Dortmunder Zeitungsforscher Horst Röper kritisierte die Entscheidung des Bundeskartellamtes. "Ich bin überrascht, dass so schnell entschieden wurde", sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd). Dass die Wettbewerbshüter im konkreten Fall mit dem positiven Nutzen für die Pressevielfalt auf dem Frankfurter Zeitungsmarkt argumentieren, sei "verwunderlich". Schließlich stelle das Bundeskartellamt sonst die Auswirkungen auf dem Werbemarkt in den Vordergrund. "Und gerade hier bleibt die Situation nach dem Verkauf an Ippen unverändert", sagte Röper. Die FNP und deren Regionalausgaben, der Rhein-Main-Teil der FAZ sowie die FR werden weiterhin von der Gesellschaft RheinMain.Media vermarktet, die aus der Frankfurter Societät ebenfalls in Ippens Hände wechselt.

"Ausverkauf der hessischen Zeitungsverlage"

Die FR galt lange Zeit als führende linksliberale Intellektuellen-Zeitung. Zeitungsforscher Röper sagte, er beobachte den Verkauf der FR an Ippen mit "purer Neugier": Der Verleger habe "mit linksliberalen Zeitungen bislang nichts zu tun gehabt". Der "Ausverkauf der hessischen Zeitungsverlage" sei mit dem Deal weit fortgeschritten. Neben der FAZ und kleineren Regionalzeitungen gebe es in dem Bundesland keine Zeitungen mehr, die sich nicht im Fremdbesitz befinden, sagte Röper: "Es ist erstaunlich, dass das die Landespolitik kalt lässt."

Die FAZ und ihr Schwesterverlag Frankfurter Societät hatten die FR Anfang 2013 vom Kölner DuMont-Konzern übernommen. Das Blatt hatte zuvor Insolvenz angemeldet. Die Societät hielt seitdem 55 Prozent an der FR, 35 Prozent lagen bei der FAZ. Von den zuletzt etwa 100 festangestellten FR-Redakteuren war die Hälfte untertariflich bei einer Tochtergesellschaft beschäftigt. Zehn Prozent an der FR behält die Karl-Gerold-Stiftung, die bis 2004 Alleineigentümerin des Blattes war. Im Kaufpaket für Ippen enthalten sind neben der FR, der FNP und RheinMain.Media auch das Anzeigenblatt "Mix am Mittwoch", die Digitalagentur Rhein-Main.Net und die Frankfurter Societäts-Druckerei.

Die Ippen-Gruppe, die in Bayern unter anderem den "Münchner Merkur" und die Boulevardzeitung "tz" herausgibt, beherrscht in Nordhessen den Zeitungsmarkt komplett. Auch in Osthessen ("Hersfelder Zeitung") sowie in Offenbach ("Offenbach Post") besitzt Ippen Verlage. Die Zeitungsgruppe gilt als fünftgrößte Verlagsgruppe auf dem Markt der Abonnementzeitungen in Deutschland.

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