Sich im Netz über Gesundheitsfragen zu informieren, kann riskant sein.
epd-bild/Andrea Enderlein
Das verstärkte Aufkommen sogenannter Fake News ist nach Einschätzung von Experten auch Folge der Globalisierung.
02.03.2018

Der allgemeine Eindruck von mehr Unsicherheit und Komplexität führe zu einer Fragmentierung der Öffentlichkeit, in der jeder in seiner eigenen Welt lebe, sagte der Meinungsforscher Klaus-Peter Schöppner am Donnerstagabend auf einer Diskussionsveranstaltung in Düsseldorf. "Gemeinsame Grundwerte sind nicht mehr vorhanden", unterstrich der Experte.

Schöppner führt die Anfälligkeit für Falschmeldungen auch auf den Informationsüberfluss durch das Internet und die fehlende Bereitschaft von Bevölkerungsteilen zurück, sich mit Themen kritisch auseinanderzusetzen: "Bei den einfachsten Streitthemen fehlt uns die Basis. Wir leben von aufgeschnapptem Wissen", beklagte der frühere langjährige Geschäftsführer von TNS Emnid. Auch fehle es an Regulativen: "Jeder kann behaupten, was er will. Es gibt keine Sanktionen." Zudem würden Standpunkte immer beliebiger. In vielen Umfragen gebe es zu Themen kaum noch deutliche Mehrheiten. Stattdessen fänden sich überwiegend 50:50-Verhältnisse.

Informationsüberfluss durch das Internet

Der "FAZ"-Journalist Reiner Burger sagte, Fake News seien kein neues Medienphänomen. Aber niemals sei es einfacher gewesen, gezielte Falschmeldungen zu verbreiten. "Es gibt ein internet-getriebenes Glaubwürdigkeitsproblem." Das Netz funktioniere dabei wie ein Paradoxon, weil es "ein ideales Medium für Aufklärung und Anti-Aufklärung zugleich ist", erklärte er. Fake News würden dort verbreitet und zugleich entlarvt.

Der evangelische Theologe und Medien-Ethiker Jonas Bedford-Strohm sprach sich in der Diskussion für eine "redaktionelle Gesellschaft" als Mittel gegen Hass und Hetze im Internet aus. Dazu müsse die Polarisierung in der Öffentlichkeit überwunden werden, aus der heraus Fake News überhaupt möglich würden. Trotz der hohen Bedeutung der sozialen Medien zeigten doch Umfragen unter jungen Menschen, dass sie den Tageszeitungen weiterhin mehr Vertrauen schenkten als dem Web. "Social media ist nicht die dominante Nachrichtenquelle."

Meinungsforscher Schöppner sprach sich in diesem Zusammenhang für einen institutionalisierten Faktencheck in Form einer übergeordneten Behörde aus. Reiner Burger von der "FAZ" bezweifelte jedoch, ob sich das Problem Fake News administrativ lösen lasse: "Eine Faktencheck-Behörde wäre wohl gegen die Verfassung." Doch müssten sich die Medien stärker darum bemühen, eine "Fehlereingesteh-Mentalität" zu entwickeln.

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