Flagge der UN
epd-bild/Marc Engelhardt
Hilfe kommt nur sporadisch durch. Das umkämpfte syrische Gebiet Ost-Ghuta gleicht der "Hölle auf Erden", beklagt UN-Generalsekretär Guterres. Auch die Bundesregierung ist alarmiert. Doch wer kann das Leiden stoppen?
22.02.2018

Angesichts der dramatischen Lage im syrischen Ost-Ghuta und Afrin wächst international der Druck auf das Assad-Regime und Russland, einer Feuerpause zuzustimmen. Vor einer Sitzung des UN-Sicherheitsrats warben Schweden und Kuwait am Donnerstag für eine 30-tägige Waffenruhe. Es war jedoch ungewiss, wie die Veto-Macht Russland als Verbündeter des Assad-Regimes sich zu der Resolution verhalten würde.

Die dramatische Lage alarmierte auch die Bundesregierung. Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) sagte dem Internationalen Roten Kreuz zehn Millionen Euro für Soforthilfe zu, wie das Auswärtige Amt in Berlin mitteilte. Zugleich habe Gabriel Kontakte zu Russland und zu UN-Generalsekretär Antonio Guterres aufgenommen, um für einen Waffenstillstand einzutreten. Notfalls sollten Kinder und Familien evakuiert werden. Der Sicherheitsrat in New York wollte sich am Donnerstagabend MEZ mit dem Syrien-Konflikt befassen.

Die Präsidentin des Deutschen Roten Kreuzes, Gerda Hasselfeldt, appellierte an die Konfliktparteien, den Schutz der Zivilbevölkerung unter allen Umständen zu achten. Die Angriffe auf Krankenhäuser und andere Gesundheitsstationen müssten sofort eingestellt werden. Die syrische Armee fliegt mit russischer Unterstützung Luftangriffe auf das von Rebellen kontrollierte Gebiet Ost-Ghuta östlich von Damaskus. Hunderte Zivilisten wurden in den vergangenen Tagen getötet, über 1.000 verletzt.

Verletze retten

Die 400.000 dort eingeschlossenen Menschen erleben laut UN-Generalsekretär Guterres die "Hölle auf Erden". Die syrische Zivilschutzorganisation "Weißhelme" erklärte via Twitter, nach erneutem Artillerie-Beschuss und 13 Luftangriffen versuche man, Verletzte aus der Stadt Douma in Ost-Ghuta zu retten.

Hilfe kommt nach Angaben des Roten Kreuzes nur vereinzelt durch. Der letzte Hilfskonvoi des Syrischen Arabischen Roten Halbmondes und der Vereinten Nationen mit neun Lastwagen erreichte Ost-Ghuta am 14. Februar, nachdem humanitäre Helfer 78 Tage lang keinen Zugang hatten. Damit konnten lediglich 7.200 Menschen versorgt werden.

Unicef warf der syrischen Regierung einen "Krieg gegen die Kinder" vor. "Bei den Angriffen gelten keinerlei Tabus. Sie treffen besonders die Kinder, die Mütter und alte Menschen, die total erschöpft und ängstlich sind", sagte der Geschäftsführer von Unicef Deutschland, Christian Schneider, der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" (Donnerstag).

In Syrien kämpfen das Assad-Regime, Rebellen und Terrormilizen um die Macht. Neben Russland stehen iranische und andere Milizen auf der Seite von Präsident Assad. Ferner geht die Türkei in Afrin gegen kurdische Verbände vor, die wiederum von den USA unterstützt werden. Durch die seit sieben Jahren anhaltenden Kämpfe in Syrien wurden nach UN-Schätzungen Hunderttausende Menschen getötet. 13,5 Millionen Syrer sind auf humanitäre Hilfe angewiesen, fast elf Millionen sind im eigenen Land oder jenseits der Grenzen auf der Flucht.

Zermürbung durch Luftangriffe

Das massive Bombardement Ost-Ghutas kommt nach Ansicht der Syrienexpertin Muriel Asseburg keineswegs überraschend. Dass die Region am Rande der Hauptstadt von Aufständischen kontrolliert wird, sei dem Regime von Baschar al-Assad ein besonderer Dorn im Auge, sagte die Nahost-Forscherin der Stiftung Wissenschaft und Politik dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Die Regierung hat immer klargemacht, sie wolle jeden Quadratzentimeter des Landes zurückerobern."

Zwar gehöre der Bezirk am Rande von Damaskus zu den vier Deeskalationszonen, für die im vergangenen Jahr eine Waffenruhe und humanitärer Zugang ausgehandelt wurden. Doch diese hätten dort nie gegriffen, erklärte die Politologin. "Und meiner Ansicht nach hatte das Regime nie die Absicht, hier dauerhaft ein Arrangement zuzulassen, bei dem Rebellen Kontrolle über das Territorium haben." So lange die Aufständischen noch gut gerüstet seien, erfolge die Zermürbung weiter durch Luftangriffe und Aushungern.

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