ProSiebenSat.1 entwickelt sich weiter weg vom klassischen TV-Konzern: 2017 machte die Unternehmensgruppe rund die Hälfte des Umsatzes mit Geschäften jenseits des Fernseh-Werbemarktes. Gewinnbringer sind vor allem E-Commerce-Portale.
22.02.2018

ProSiebenSat.1 hat im vergangenen Jahr rund die Hälfte seines Konzernumsatzes außerhalb des klassischen Fernsehgeschäfts erzielt. Insgesamt wuchs der Konzernumsatz 2017 um sieben Prozent auf 4,078 Milliarden Euro, wie der Konzern am Donnerstag in Unterföhring mitteilte. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen stieg demnach um drei Prozent auf 1,05 Milliarden Euro. Unterm Strich blieb dem Konzern bereinigt ein Gewinn von 550 Millionen Euro (plus drei Prozent).

Plus mit Verivox und Amorelie

Insgesamt 51 Prozent des Umsatzes erwirtschaftete ProSiebenSat.1 mit Geschäften jenseits des TV-Werbemarkts (2016: 47 Prozent). Wichtigster Wachstumstreiber war erneut der Digitalbereich (Segment Digital Ventures & Commerce), in dem der Außenumsatz um 30 Prozent auf 996 Millionen Euro stieg. Hier sorgten nach Konzernangaben vor allem das Preisvergleichsportal Verivox, der Erotik-Shop Amorelie und die Online-Parfümerie Flaconi für Zuwächse.

Im Fernsehgeschäft des Konzerns (Segment Broadcasting German-speaking) stieg der Umsatz leicht um ein Prozent auf 2,239 Milliarden Euro. Zum Wachstum habe hier unter anderem die Übernahme der österreichischen Sendergruppe ATV im Frühjahr beigetragen. Nach Schwierigkeiten auf dem Werbemarkt im zweiten und dritten Quartal hätten sich die TV-Werbeeinnahmen im vierten Quartal wieder positiv entwickelt. Im Konzern-Segment Content Production & Global Sales verringerte sich der Umsatz um drei Prozent auf 352 Millionen Euro, im Bereich Digital Entertainment stieg er um fünf Prozent auf 463 Millionen Euro.

Umbau der Konzernstruktur

Zu Jahresbeginn 2018 hat ProSiebenSat.1 seine Konzernstruktur umgebaut. Statt der bislang vier gibt es nur noch drei Geschäftsbereiche. Das schwächelnde TV-Geschäft wurde mit der Online-Videothek Maxdome und weiteren digitalen Angeboten zur Sparte Entertainment zusammengelegt. Dadurch will der Konzern bis 2020 mehr als 50 Millionen Euro sparen. Das TV-Produktionsgeschäft (Sparte Content Production & Global Sales) und das boomende Geschäft der Internetportale wie Verivox (Sparte Commerce) sollen für Partnerinvestoren geöffnet werden. Einen Minderheitsanteil von 25,1 Prozent an der Commerce-Sparte übernimmt der Finanzinvestor General Atlantic, wie ProSiebenSat.1 am Donnerstag ebenfalls mitteilte.

Mit der Vorstellung der Jahresbilanz trat am Donnerstag auch der bisherige Vorstandsvorsitzende von ProSiebenSat.1, Thomas Ebeling, vorzeitig ab. Sein Vertrag wäre regulär noch bis Mitte 2019 gelaufen, der Konzernchef galt aber seit längerer Zeit als angeschlagen. Ebeling war 2009 vom Pharmakonzern Novartis zu ProSiebenSat.1 gekommen. Den Vorstandsvorsitz soll im Juni Max Conze übernehmen, der bis 2017 den britischen Hausgeräte-Hersteller Dyson leitete. Bis dahin führt der stellvertretende Vorstandschef Conrad Albert die Geschäfte übergangsweise.

ProSiebenSat.1 ist als einziges deutsches Medienunternehmen im Dax notiert. Der Konzern beschäftigt nach eigenen Angaben rund 6.000 Mitarbeiter.

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