Zerstörung in Syrien
epd-bild/privat
Das massive Bombardement des Rebellengebiets Ost-Ghuta östlich von Damaskus kommt nach Ansicht der Syrienexpertin Muriel Asseburg keineswegs überraschend.
22.02.2018

Dass die Region am Rande der Hauptstadt von Aufständischen kontrolliert wird, sei dem Regime von Baschar al-Assad ein besonderer Dorn im Auge, sagte die Nahost-Forscherin der Stiftung Wissenschaft und Politik dem Evangelischen Pressedienst (epd).

"Das war klar abzusehen", sagte Asseburg über die Offensive. "Die Regierung hat immer klargemacht, sie wolle jeden Quadratzentimeter des Landes zurückerobern." Zwar gehöre der Bezirk am Rande von Damaskus zu den vier Deeskalationszonen, für die im vergangenen Jahr eine Waffenruhe und humanitärer Zugang ausgehandelt wurden. Doch diese hätten dort nie gegriffen, erklärte die Politologin. "Und meiner Ansicht nach hatte das Regime nie die Absicht, hier dauerhaft ein Arrangement zuzulassen, bei dem Rebellen Kontrolle über das Territorium haben."

Ausbomben und Aushungern

Der Deeskalationsansatz habe der Regierung vielmehr die Gelegenheit gegeben, ihren Kampf zunächst auf andere Gebiete zu verlegen. "Es ging um eine Konzentration der Kräfte", erläuterte Asseburg. Nun wende sich das Regime wieder seinem Problem vor den Türen der Hauptstadt zu.

Dort stoße die Regierung auf "besonders hartnäckige Rebellen", die zudem derzeit noch sehr gut ausgerüstet seien. Weil diese sich wohl kaum zum Aufgeben und einem "Versöhnungsabkommen" bewegen ließen, wie es sie in mehreren anderen Regionen gegeben habe, setze die Regierung auf das Dauerbombardement. Zusammen mit einer Blockade der Versorgung mit lebensnotwendigen Gütern und Nahrungsmitteln sollten die gewaltbereiten Rebellen in Ost-Ghuta so "in die Knie gezwungen oder gar physisch vernichtet werden".

Saat für neue Radikalisierung

So lange die Aufständischen noch gut gerüstet seien, erfolge die Zermürbung weiter durch Luftangriffe und Aushungern. "Zum jetzigen Zeitpunkt mit Bodentruppen da rein zu gehen, ist für das Regime zu kostspielig", erklärte Asseburg. Sobald die Regierung aber ihr Ziel erreicht habe, werde sie einmarschieren und die Kontrolle in der Region mit ihren knapp 400.000 Einwohnern übernehmen.

"Und die Wahrscheinlichkeit für einen Erfolg des Regimes ist durchaus hoch", sagte die Syrienexpertin. "Aber das heißt nicht, dass das Gebiet dann befriedet wäre", betonte sie. Vielmehr sei die Gefahr groß, dass die Saat für neue Radikalisierung oder einen neuen Aufstand gelegt würde.

In Syrien kämpfen Regierung, Rebellen unterschiedlichster Couleur und Terrormilizen um die Macht. Neben Russland stehen iranische und andere Milizen auf der Seite von Präsident Assad. Ferner geht die Türkei gegen kurdische Verbände vor. Seit Beginn des Kriegs im März 2011 wurden Hunderttausende Menschen getötet, Millionen sind auf der Flucht.

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