Stefan Raue, Intendant von Deutschlandradio
epd-bild/Guido Schiefer
Deutschlandradio-Intendant Stefan Raue spricht sich im Streit zwischen Verlegern und Öffentlich-Rechtlichen über die Internetaktivitäten der Sender für Gespräche aus.
22.02.2018

"Ich habe angeregt, so etwas nicht über Juristen, Manager und Betriebswirte zu regeln, sondern unter den Menschen, die mit den Inhalten zu tun haben", sagte Raue dem Evangelischen Pressedienst (epd): "Es sollte eine Art Clearingstelle geben, wo man sich alle zwei Monate trifft und wo die Verlage die Dinge auf den Tisch legen, die sie stören, und die Öffentlich-Rechtlichen einen Rechtfertigungszwang haben und sagen müssen, warum sie das machen."

Keine Zukunftswelt ohne Konkurrenz

Wenn das scheitere, könne man immer noch den juristischen Weg gehen, sagte Raue, er habe aber "den vielleicht naiven Glauben, dass wir das gemeinsam mit den Verlegern ohne Hilfe von außen hinbekommen. Grundsätzlich sollten die Öffentlich-Rechtlichen seiner Ansicht nach "alles machen dürfen, was nicht nachweislich den Verlegern in ihren Geschäftsmodellen schadet". Der Gesetzgeber habe den publizistischen Wettbewerb zwischen privaten und öffentlich-rechtlichen Anbietern gewollt, "da kann es keine Zukunftswelt geben, in der diese Konkurrenz nicht mehr stattfindet".

Er kenne niemanden, "der im Netz mit Nachrichten Geld verdient", sagte der Intendant. "Selbst wenn öffentlich-rechtliche Nachrichten in Deutschland im Netz verboten wären und man sich nur durch Verlegerangebote informieren könnte, selbst dann könnten Sie sich über Nachrichten aus anderen Ländern informieren, auch in deutscher Sprache. Wegen der Nachrichten alleine kauft keiner ein Angebot von 'FAZ.net', 'Spiegel Online' oder 'Sueddeutsche.de'."

Deutschlandradio: Keine Zeitung im Netz

Eine Regulierung der Textmengen über die Zeilenzahl hält Raue für verfehlt: "Unsere Textmengen orientieren sich am Ereignis und an unserem Anspruch, Dinge hintergründig zu erklären und dafür braucht es manchmal eben mehr Platz." Das Telemedienangebot von Deutschlandradio sei um die Audioangebote herum organisiert. "Wir haben gar nicht das Personal und die Mittel, um eine Zeitung im Netz zu machen. Wir sind schon ökonomisch dazu verdonnert, unser Hörfunkangebot ins Zentrum zu stellen."

Raue (59) ist seit 1. September 2017 Intendant des Deutschlandradios. Zuvor war er von 2005 bis 2011 stellvertretender Redaktionsleiter bei "Heute" und stellvertretender Leiter der Hauptredaktionen Innenpolitik sowie Politik und Zeitgeschehen des ZDF. Von 2011 bis 2017 war er trimedialer Chefredakteur des MDR.

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