Historiker Sir Ian Kershaw
epd-bild/mck
Der britische Historiker Ian Kershaw erhält die diesjährige Karlsmedaille für europäische Medien, die "Médaille Charlemagne pour les Médias Européens". Damit würdige das Kuratorium des Vereins Médaille Charlemagne die Verdienste Kershaws als "wahrer Unterstützter eines gemeinsamen Europas".
20.02.2018

Das teilte die Stadt Aachen am Dienstag mit. Kershaw habe in seinen Büchern eindrucksvoll die neuere europäische Geschichte dargestellt und analysiert, begründete das Kuratorium seine Wahl. Der Preis wird am 3. Mai in Aachen verliehen.

Michael Kayser, Vorsitzender des Vereins, würdigte Kershaws Engagement in Großbritannien vor dem Referendum gegen einen Austritt Großbritanniens aus der EU. "Nicht nur für uns Deutsche, sondern für alle Mitglieder ist die Europäische Union ein sicherer Hafen. Großbritannien hat sich nun durch den Brexit aufgemacht, eben diesen sicheren Hafen zu verlassen." Kershaw habe früh erkannt, dass hierdurch das gesamte Projekt Europa Gefahr laufe, zu scheitern.

Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus

Der Aachener Oberbürgermeister Marcel Philipp (CDU) hob Kershaws umfassende Auseinandersetzung mit Adolf Hitler, dem Hitler-Mythos, dem Nationalsozialismus und dem Zweiten Weltkrieg hervor. Seine monumentale zweiteilige Hitler-Biografie, erschienen 1998 und 2000, sei inzwischen ein Standardwerk.

Kershaw, geboren 1943 in Oldham, studierte in Liverpool und Oxford Geschichte. Er arbeitete zunächst als Dozent an der University of Manchester. Mitte der 80er Jahre hatte er eine Gastprofessur an der Ruhr-Uni Bochum inne und lehrte später als Professor bis zu seiner Emeritierung an der University of Sheffield. Zu seinen Werken der deutschen Zeitgeschichte gehören auch die Bücher "Wendepunkte. Schlüsselentscheidungen im Zweiten Weltkrieg" und "Das Ende. Kampf bis in den Untergang".

Europäische Identität

Die Karlsmedaille für europäische Medien zeichnet seit dem Jahr 2000 im Vorfeld der Karlspreis-Feierlichkeiten eine europäische Persönlichkeit oder Institution aus, die sich auf dem Gebiet der Medien in besonderer Weise um den Prozess der europäischen Einigung und um die Herausbildung einer europäischen Identität verdient gemacht hat. Zu den bisherigen Preisträgern zählen der ehemalige WDR-Intendant Fritz Pleitgen, die Regisseure Fatih Akin und Abdellatif Kechiche, die Organisation "Reporter ohne Grenzen" sowie im vergangenen Jahr der deutsche Fernsehjournalist und ehemalige Leiter des ARD-Studios Brüssel Rolf-Dieter Krause.

Gestiftet wird der Preis vom Verein "Médaille Charlemagne pour les Médias Européens". Ihm gehören unter anderem die Städte Aachen und Maastricht, die Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens, die Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM), die Film- und Medienstiftung NRW, Arte, BBC World News und die Deutsche Welle an.

Teaserbild

Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Plain text

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.