Fast 30 Jahre nach dem Geiseldrama von Gladbeck hat ARD-Moderator Frank Plasberg klargestellt, dass das Radio-Interview, das er damals mit einem der Täter führte, nicht mehr existiert. "Es befindet sich nicht in meinem Besitz", sagte Plasberg am Donnerstag dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Düsseldorf.
08.02.2018

Der damals 31-Jährige Plasberg hatte im August 1988 den Gangster Hans-Jürgen Rösner in Köln während der Geiselnahme für den öffentlich-rechtlichen Radiosender SWF3 interviewt. Das Gespräch wurde allerdings nie gesendet. Nach Angaben der Nachfolgeanstalt SWR befindet es sich deshalb auch nicht im Archivbestand.

Der Drehbuchautor des ARD-Zweiteilers "Gladbeck", Holger Karsten Schmidt, kritisierte, dass das Interview nicht erhalten wurde. "Das Plasberg-Interview ist eine der bekanntesten Quellen im Zusammenhang mit dem Geiseldrama von Gladbeck", sagte Schmidt dem epd. In den Quellen, die er für den Film gesichtet habe, sei das Interview immer wieder erwähnt worden. "Ich bedauere sehr, dass dieses wichtige Zeitdokument verschwunden ist."

Drei Fragen an den Geiselnehmer

Plasberg sagte, er habe "auf einem Tonbandgerät drei Fragen gestellt", an die er sich nicht mehr erinnern könne. Nach der telefonischen Überspielung des Interviews an den SWF habe der zuständige Redakteur entschieden, das Stück nicht zu senden. "Diese Entscheidung war auch richtig", sagte Plasberg. Da die Aufarbeitung des Geiseldramas erst später einsetzte, sei ihm die mögliche Bedeutung des Interviews damals nicht bewusst gewesen. Die Aufnahme habe er aus diesem Grund nicht verwahrt.

Das Geiseldrama von Gladbeck gilt angesichts der Schonungslosigkeit, mit der Journalisten um die Berichterstattung wetteiferten, während die Geiseln um ihr Leben bangten, als medienhistorisch bedeutende Ausnahmesituation.

Rechtliche Schritte gegen den Film blieben erfolglos

Die Ausstrahlung des ARD-Doku-Dramas ist für den 7. und 8. März jeweils um 20.15 Uhr im Ersten geplant. Die Dreharbeiten fanden 2016 statt, Regie führte Kilian Riedhof. Der Zweiteiler wurde von Ziegler Film in Zusammenarbeit mit ARD Degeto und Radio Bremen für Das Erste produziert. Nach Angaben der Degeto erzählt er die Ereignisse "aus der Perspektive mehrerer Beteiligter". Geiselnehmer Rösner hatte während der Dreharbeiten versucht, eine einstweilige Verfügung gegen den Film zu erwirken, blieb damit allerdings erfolglos.

Rösner hatte am 16. August 1988 mit seinem Komplizen Dieter Degowski eine Bank in Gladbeck überfallen. Bei der anschließenden zweitägigen Flucht durch Deutschland und die Niederlande kamen zwei Geiseln und ein Polizist ums Leben. Rösner und Degowski wurden 1991 zu lebenslangen Freiheitsstrafen verurteilt. Rösner sitzt in der Justizvollzugsanstalt Aachen und bemüht sich derzeit um Haftlockerungen. Das Landgericht Arnsberg beschloss im Oktober vergangenen Jahres die Freilassung Degowskis.

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