Klaus Staeck im Jahr 2014 mit seinen Plakaten an einer Berliner Lifaßsäule.
epd-bild / Rolf Zöllner
"Sand fürs Getriebe" lautet der Titel einer umfangreichen Retrospektive im Folkwang Museum in Essen zum 80. Geburtstag des Plakatkünstlers Klaus Staeck. Die Schau beginnt am Freitag.
07.02.2018

Auch wenn es dem Heidelberger Grafiker, Juristen und Verleger immer darum gegangen sei, die Kunst auf die Straße zu tragen, gehöre sein Werk heute ins Museum, betonte der Geschäftsführende Direktor des Folkwang Museums, Hans-Jürgen Lechtreck, am Mittwoch in Essen. Staeck habe mit seinen satirischen Plakaten, Postkarten und Aufklebern das visuelle Gedächtnis der Bundesrepublik seit Ende der 1960er Jahre maßgeblich mitgeprägt.

Die Folkwang-Ausstellung, die am Freitag beginnt, zeigt bis 8. April neben den frühen Grafiken aus den 60ern und einigen Objekte mehr als 200 Plakate aus dem Zeitraum 1971 bis heute. Darunter seine bekanntesten Motive aus dem Bundestagswahlkampf 1972 "Deutsche Arbeiter! Die SPD will Euch Eure Villen im Tessin wegnehmen" und "Die Reichen müssen reicher werden. Deshalb CDU". Oder das berühmte Altersbild der Mutter des Malers Albrecht Dürer im Dürerjahr 1971, versehen mit der Aufschrift "Würden Sie dieser Frau ein Zimmer vermieten?"

Trump reitet auf der Weltkugel

Ein aktuelles Motiv von 2017 zeigt US-Präsident Trump auf der Weltkugel reitend wie Münchhausen: "Wieder im Programm: Der Lügenbaron." Unter den Multiples ein nach wie vor aktuelles Motiv von 1992 zur "Festung Europa": ein Stapel verbeulter Reisekoffer auf einer Europaflagge mit Dornenkrone aus Stacheldraht.

Klaus Staeck selbst, bis 2015 Präsident der Akademie der Künste in Berlin, bezeichnete sich bei der Pressevorstellung zwei Tage vor der Eröffnung am Freitag als "Störer der bequemen Verhältnisse". Satire bedeute für ihn, "sich für die unverschuldet Schwachen gegenüber den übermäßig Starken einzusetzen". Für ihn komme es darauf an, Menschen aufzurütteln und zum handeln zu bewegen: "Ich verteidige die Politik in der Demokratie." Gleichzeitig halte er die Demokratie derzeit für sehr gefährdet.

René Grohnert, Leiter des Deutsches Plakat Museums, erinnerte an Staecks Credo "Nichts ist erledigt", das sich in den nach wie vor aktuellen Themen wie Gerechtigkeit, Krieg und Gewalt, Armut oder Umwelt zeige. "Das Plakat ist für ihn nicht der Endpunkt, sondern Mittel zum Zweck, er produziert einen Demokratiebedarf", sagte Grohnert. Staecks Plakate, Postkarten und Aufkleber hätten in einem fast 50-jährigen Schaffen eine Auflage von rund 28 Millionen erreicht.

Teaserbild

Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Plain text

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.