Nicht alle Pflegemaßnahmen, die abgerechnet wurden, wurden auch erbracht.
epd-bild / Werner Krueper
Pflegedienste und Pflegeheime in Deutschland achten mehr auf Qualität. Aber es gibt noch Verbesserungsmöglichkeiten, heißt es im jüngsten Pflege-Qualitätsbericht des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen.
01.02.2018

Die Pflege in Deutschland ist besser geworden, aber es gibt weiterhin Mängel. Das ist das Ergebnis des 5. Pflege-Qualitätsberichts des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen (MDS), der am Donnerstag in Berlin vorgestellt wurde. Bemängelt werden bei der stationären Pflege in Heimen besonders die Schmerzbehandlung und unzureichende Wundversorgung. Bei der ambulanten Pflege stießen die Prüfer auf Defizite bei der Intensivpflege und der Beratung der Pflegebedürftigen.

Leichte Verbesserungen gebe es dagegen bei der Dekubitusprophylaxe - also bei Maßnahmen, die das Wundliegen von Pflegebedürftigen verhindern -, bei der Prophylaxe gegen Stürze und bei freiheitsentziehenden Maßnahmen, hieß es. Erstmals wurden zudem Ergebnisse aus den Abrechnungsprüfungen in der ambulanten Pflege veröffentlicht.

Grundlage des Berichts sind Daten aus über 26.000 Qualitätsprüfungen, die im Jahr 2016 in Pflegeheimen und ambulanten Pflegediensten durch den MDK stattgefunden haben. Die MDK-Prüferinnen und Prüfer untersuchten dabei die Versorgungsqualität bei 175.000 pflegebedürftigen Menschen.

Schlechte Qualität wird versteckt

Auch wenn noch einiges zu tun sei, entwickele sich die Pflegequalität insgesamt in die richtige Richtung, sagte der Vorstand des Spitzenverbandes der Gesetzlichen Krankenkassen (GKV), Gernot Kiefer. Allerdings müssten sich die Bedingungen für die Pflegekräfte verbessern, damit sich mehr Menschen dauerhaft für diesen Beruf entscheiden.

Zudem sei mehr Transparenz in die Pflegebranche nötig. Die 2009 eingeführten Pflegenoten lieferten nur ein "unscharfes Bild" und böten den Pflegediensten und Pflegeheimen immer noch die Möglichkeit, schlechte Qualität zu verstecken. "Derzeit arbeitet die Wissenschaft an einem neuen System und wir erwarten, dass wir Ende dieses Jahres mit der Umsetzung beginnen können", sagte Kiefer.

Verschlechterungen in der stationären Pflege gab es unter anderem bei den Gewichtskontrollen, sagte MDS-Geschäftsführer Peter Pick. Bei jedem vierten Heimbewohner sei das Gewicht nicht kontrolliert (24,9 Prozent) worden, obwohl Gefahr für einen erheblichen Gewichtsverlust bestand. Auch bei der Wundversorgung nach dem aktuellen Wissenstand fielen die Ergebnisse mit 75,6 Prozent schlechter aus als drei Jahre zuvor (79 Prozent), hieß es.

"Kalte Buchhalterei"

Mehr als ein Drittel der Pflegedienste in Deutschland rechnet ihre Leistungen nicht korrekt ab. Bei 35,2 Prozent der geprüften Pflegedienste stellten die MDK-Prüfer mindestens eine Auffälligkeit fest, wie MDS-Pflegeexperte Jürgen Brüggemann sagte. Knapp sieben Prozent der Pflegedienste zeigten mit sechs und mehr Ungereimtheiten gehäufte Auffälligkeiten. "Zugleich wiesen 64,8 Prozent der Pflegedienste keine Auffälligkeiten auf", sagte Brüggemann.

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz sprach von einer besorgniserregenden Entwicklung. Der Bericht zeige auch, dass die Pflegebedürftigen unter der Überlastung der Pflegekräfte litten, sagte Vorstand Eugen Brysch. Es sei entsetzlich, dass der MDK Freiheitsberaubungen und schwerste Pflegemängel nicht zur Anzeige bringe und sich vielmehr auf "kalte Buchhalterei" beschränke.

Der Sozialverband VdK Deutschland erklärte, im Bereich der Pflegepolitik bleibe noch viel zu tun. Trotz der guten Ergebnisse erhielten immer noch zu viele Pflegebedürftige bestimmte Hilfen gar nicht oder nur eingeschränkt.

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