Marius Tünte
epd-bild/Michael Claushallmann/Deutscher Tierschutzbund e.V.
Nach den umstrittenen Abgastests an Affen in den USA mahnt der Deutsche Tierschutzbund strengere Vorgaben bei Tierversuchen an. "Solange Tierversuche noch nicht vollständig verboten sind, fordern wir zumindest, Versuche an Affen per Gesetz zu verbieten", erklärte Pressesprecher Marius Tünte dem epd.
31.01.2018

"Versuche an unseren nächsten Verwandten im Tierreich sind ethisch sehr bedenklich und abzulehnen."

Primaten seien "sinnesphysiologisch hoch entwickelt, auf soziale Beziehungen angewiesen und leiden mehr als andere Tiere in Tierversuchen", fügte Tünte hinzu. "Außerdem können bei Primaten schon allein durch die Haltung in den Labors erhebliche psychische Leiden und Schäden verursacht werden." Dieses psychische Leid könne ebenfalls zusätzliche körperliche Krankheitsbilder auslösen.

"Fragwürdige Versuche"

Die Affenexperimente am Lovelace Respiratory Research Institute in New Mexico, an denen deutsche Autokonzerne beteiligt waren, wurden vor wenigen Tagen publik. Medienberichten zufolge mussten zehn Affen in Käfigen sitzend Dieselabgase direkt aus dem Auspuff einatmen. "Leider wären solche Versuche in Deutschland zumindest auch möglich, selbst wenn ein Genehmigungsverfahren durchlaufen und der Einsatz einer bestimmten Tierart begründet werden muss", räumte Tünte ein.

Tünte: "Das Tierschutzgesetz gibt sogar vor, dass eine Genehmigung für einen Versuch zu erteilen ist, wenn dem Antrag eine plausible wissenschaftliche Begründung zugrunde liegt. Eine echte ethische Bewertung ist so nicht mehr möglich." Es sei ethisch jedoch nicht zu verantworten, "dass wir unsere nächsten Verwandten im Tierreich für fragwürdige Versuche missbrauchen", so der Tierschützer Tünte. Dass Stickoxide für den Menschengefährlich sind, sei bekannt; entsprechende Richtwerte existierten.

Fehlerhafte Umsetzung der EU-Tierversuchsrichtlinie

Es bringe den Tieren allerdings nichts, wenn Konzerne oder Personen an den Pranger gestellt werden, während gleichzeitig geduldet wird, dass Affen und andere Tierarten mit Zustimmung des Gesetzgebers ähnlichen fragwürdigen Versuchen ausgesetzt werden, fügte Tünte hinzu. "Wirklich moralisch geboten wäre es, die Konstruktionsfehler des Tierschutzgesetzes zu beheben und zumindest den Mindestanforderungen der EU-Tierversuchsrichtlinie zu entsprechen, gegen die weiterhin von Deutschland verstoßen wird."

Der Deutsche Tierschutzbund wirft der deutschen Bundesregierung eine fehlerhafte Umsetzung der EU-Tierversuchsrichtlinie von 2010 in deutsches Recht vor. Leidtragende seien die Tiere, die in Versuchen eingesetzt werden. Besonders gravierend sei die aufgrund einer fehlerhaften Umsetzung in Deutschland stark eingeschränkte Prüferlaubnis der für die Genehmigung von Tierversuchsprojekten zuständigen Behörden. Der Deutsche Tierschutzbund ist nach eigenen Angaben Europas älteste und größte Tier- und Naturschutzdachorganisation.

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