Monika Grütters (Archivbild)
epd-bild/Christian Ditsch
Die geplante Entfernung eines angeblich sexistischen Gedichtes in Berlin stößt auf heftige Kritik.
24.01.2018

Bundeskulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) nannte die Pläne der Alice Salomon Hochschule am Mittwoch einen "erschreckenden Akt der Kulturbarbarei". Kunst und Kultur bräuchten Freiheit, betonte Grütters.

Zudem bräuchten Kunst und Kultur den Diskurs. Das sei eine der wichtigsten Lehren aus der Geschichte. "Wer dieses Grundrecht durch vermeintliche 'political correctness' unterhöhlt, betreibt ein gefährliches Spiel", erklärte die Kulturstaatsministerin.

Monatelange Debatte

Zuvor war bekanntgeworden, dass die Alice Salomon Hochschule in Berlin ein Kurzgedicht des bolivianisch-schweizerischen Lyrikers Eugen Gomringer auf ihrer Hauswand entfernen will. Dazu hatte sich der Akademische Senat der Hochschule nach einer monatelangen Debatte entschlossen. Vertreter des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) warfen dem 20 spanische Worte umfassenden Werk aus dem Jahre 1951 Sexismus vor.

Das Gedicht hatte in der spanischen Originalfassung seit rund sechs Jahren die Fassade der Alice Salomon Hochschule für Soziale Arbeit, Gesundheit und Erziehung in Berlin-Hellersdorf geziert. Ins Deutsche übersetzt heißt es darin: "Alleen / Alleen und Blumen / Blumen / Blumen und Frauen / Alleen / Alleen und Frauen / Alleen und Blumen und Frauen und / ein Bewunderer".

"Erinnert zudem unangenehm an sexuelle Belästigung"

2011 hatte die Hochschule Gomringer mit dem Alice Salomon Poetik Preis ausgezeichnet. Zur Ehrung wurde damals sein Gedicht "avenidas" an einer Fassade der Fachhochschule angebracht. Seit 2016 hatten Studentenvertreter Kritik an der Wandgestaltung mit dem Gedichttext geäußert, da dieser nach ihrer Auffassung Frauen herabsetze.

So reproduziere es eine "klassische patriarchale Kunsttradition, in der Frauen ausschließlich die schönen Musen sind, die männliche Künstler zu kreativen Taten inspirieren", erklärten die Studentenvertreter. "Es erinnert zudem unangenehm an sexuelle Belästigung, der Frauen alltäglich ausgesetzt sind." Die Studenten forderten, das Gedicht zu übermalen.

Am Dienstag beschloss der Akademische Senat mehrheitlich, dass ab Herbst 2018 Verszeilen der neuen Poetik-Preisträgerin Barbara Köhler auf die Hauswand und Gomringers Gedicht übermalt werden sollen. Zudem sei geplant, alle fünf Jahre den Text eines neuen Poetik-Preisträgers an die Fassade der Hochschule in Berlin-Hellersdorf zu pinseln.

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