Dem aus Berlin verschwundenen vietnamesischen Geschäftsmann Thanh wird vorgeworfen, mehr als eine halbe Million Euro in die eigene Tasche gesteckt zu haben. Darauf steht in Vietnam die Todesstrafe.
24.01.2018

Gegen den aus Berlin verschleppten Vietnamesen Trinh Xuan Thanh hat in Hanoi ein zweiter Prozess wegen Veruntreuung begonnen. Dem früheren Chef eines vietnamesischen Ölkonzerns wird laut einem Bericht des Nachrichtenportals "VNExpress" vom Mittwoch vorgeworfen, bei einem Immobilienprojekt umgerechnet mehr als 500.000 Euro in die eigene Tasche gesteckt zu haben. Der Prozess, in dem sich noch sieben weitere Angeklagte verantworten müssen, soll bis zum 6. Februar dauern. Bei Veruntreuung droht in Vietnam die Todesstrafe.

Einreise nach Vietnam verweigert

Nach einem überarbeiteten Paragrafen des Strafgesetzbuches kann diese jedoch abgewendet werden, wenn der Beschuldigte mindestens 75 Prozent des veruntreuten Vermögens an den Staat zurückzahlt. Laut Anklagevertretung zum Auftakt des zweiten Prozesses hat Thanh das getan, wie "VNExpress" weiter berichtete.

Bereits am Montag war Thanh in einem ersten Korruptionsverfahren zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Seine Berliner Anwältin Petra Schlagenhauf kritisierte das Verfahren als nicht rechtsstaatlich. Eine Verurteilung des 51-Jährigen habe von vornherein festgestanden, sagte sie dem epd. Vor Beginn des ersten Prozesses Anfang Januar war der Juristin die Einreise nach Vietnam verweigert worden.

Politische Motive

Thanh war 2016 ins Ausland geflohen, als die ersten Korruptionsvorwürfe gegen ihn laut wurden. Er bat in Deutschland um Asyl. Ende Juli 2017 wurde er dann mutmaßlich von Angehörigen des vietnamesischen Geheimdienstes aus Berlin entführt. Später wurde er im vietnamesischen Staatsfernsehen vorgeführt. Die Regierung in Hanoi erklärte, Thanh sei freiwillig zurückgekehrt. Anwältin Schlagenhauf bezeichnete diese Darstellung als Lüge. Das Auswärtige Amt in Berlin spricht von "Menschenraub" und "Rechtsbruch".

Vietnam gilt als hochkorrupt. Die politische Führung des Ein-Parteien-Staates hat vor einiger Zeit einen Feldzug gegen Bestechung und Vetternwirtschaft begonnen. Kritiker vermuten dahinter jedoch vor allem politische Motive in einem Richtungskampf innerhalb der Kommunistischen Partei.

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