Auf thailändischen Fischkuttern werden nach Angaben von Human Rights Watch weiterhin Arbeiter ausgebeutet. Die Organisation beklagt sklavenähnliche Zustände, Verschleppungen und Hungerlöhne. Versprochene Verbesserung bleiben bislang aus.
23.01.2018

In der thailändischen Fischerei-Industrie sind nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch Zwangsarbeit und Nötigung immer noch weit verbreitet. Arbeitsmigranten vor allem aus Myanmar und Kambodscha würden auf Fischerboote verschleppt und müssten unter sklavenähnlichen Bedingungen schuften, heißt es in einem am Dienstag in Brüssel veröffentlichten Bericht der Organisation. Oft erhielten die Arbeiter nur einen Hungerlohn, würden unregelmäßig oder gar nicht bezahlt.

Dabei habe die seit Mai 2014 herrschende Militärjunta in Bangkok nachhaltige Verbesserungen zugesichert, heißt es in dem Report mit dem Titel "Hidden Chains" (Versteckte Ketten). "Niemand sollte sich von Verordnungen täuschen lassen, die zwar auf dem Papier gut aussehen, aber nicht entsprechend umgesetzt werden", kritisierte Brad Adams, Asienchef von Human Rights Watch.

Fisch und Meeresfrüchte weltweit

Thailand ist einer der größten Exporteure von Fisch und Meeresfrüchten weltweit. Schätzungen zufolge setzt der Industriezweig pro Jahr umgerechnet bis zu sieben Milliarden US-Dollar um. In dem jährlich vom US-Außenministerium veröffentlichten Bericht zu Menschenhandel und Sklaverei steht das südostasiatische Land derzeit auf der "Beobachtungsstufe" der Kategorie 2. Die EU hatte Thailand im April 2015 mit einer "Gelben Karte" verwarnt, was einer Vorstufe zu Sanktionen gleichkommt.

Der Bericht von Human Rights Watch beruht nach Angaben der Organisation auf fast 250 Interviews mit Fischern sowie mit Regierungsbeamten, Schiffseigentümern, Aktivisten und Mitarbeitern internationaler Organisationen in den vergangenen drei Jahren. Während Vertreter der Fischerei-Industrie erklärten, illegale Praktiken und Menschenrechtsverstöße hätten aufgehört, klagten Arbeitsmigranten über Ausbeutung und exzessive Arbeitszeiten. Ein Fischer aus Myanmar schilderte, wie er vor Erschöpfung über Bord gefallen sei. 

Keine Kontrolle

Mittlerweile gibt es verschärfte Kontrollen, wie es hieß. Auch wurde 2014 eine offizielle Registrierung eingeführt, wonach jeder Arbeiter eine sogenannte "rosa Karte" bei sich tragen muss. Letztlich aber bedeute dieses System weiteren Missbrauch, erklärte Human Rights Watch: Die Betroffenen seien an bestimmte Einsatzorte gebunden und dürften ihren Job nicht ohne Erlaubnis der Arbeitgeber wechseln. Oft behielten die Arbeitgeber die Identitätskarten der Migranten ein. Auch staatliche Kontrollen seien ungenügend: Die thailändischen Behörden überprüften zwar die Namen der Arbeiter, aber nicht die Zustände an Bord, sagte ein kambodschanischer Fischer.

Adams rief internationale Hersteller, Käufer und Zulieferer auf, sich für ein Ende von Zwangsarbeit und anderen missbräuchlichen Praktiken einzusetzen. So müssten Maßnahmen zum Schutz der Arbeiter geschaffen werden. Menschenhandel und Zwangsarbeit müssten nachdrücklicher verfolgt und geahndet werden.

Die Veröffentlichung des Berichts kommt zu einem Zeitpunkt, zu dem die EU angekündigt hat, die politischen Beziehungen zu Thailand fast vier Jahre nach dem Militärputsch wieder zu verstärken. Auch Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen sollen wieder aufgenommen werden.

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