Taliban-Kämpfer haben beim Überfall auf ein Luxushotel offenbar gezielt Ausländer töten wollen. Inzwischen wurde auch ein deutsches Todesopfer bestätigt.
22.01.2018

Beim Anschlag auf ein Luxushotel in Afghanistan ist auch eine Deutsche getötet worden. Eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes bestätigte am Montag in Berlin, dass es auch ein deutsches Todesopfer gegeben habe. Nähere Angaben zur Person machte sie "aus Gründen des Identitätsschutzes" nicht. Das Bundesinnenministerium sprach in einer Mitteilung von einer "deutschen Staatsbürgerin". Insgesamt wurden bei dem Anschlag laut afghanischen Behörden 29 Menschen getötet. Lokale Medien gehen jedoch von mehr als 40 Todesopfer aus.

Der Vorsitzende der Hilfsorganisation "Shelter Now" Deutschland, Udo Stolte, sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), bei dem deutschen Opfer handele es sich um eine Frau, die seit Jahrzehnten in Afghanistan und Pakistan tätig gewesen sei und sich für Arme, insbesondere Kinder, engagiert habe. Mit ihrer kleinen Organisation habe sie sporadisch auch mit Shelter "Now Projekte" gemeinsam gestaltet.

Angriff auf ausländische Gäste

Offenbar versuchten die fünf Angreifer, gezielt Ausländer zu treffen, wie afghanische Medien unter Berufung auf Augenzeugen am Montag berichteten. Sie hätten bei der Erstürmung des Hotel Intercontinental zunächst auf ausländische Gäste geschossen. Die Mehrheit der offiziell bestätigten Todesopfer sind keine Afghanen. Die Fluggesellschaft Kam Air verlor elf ihrer Mitarbeiter - alles Ausländer, die sich zur Zeit des Angriffs im Hotel aufhielten. Auch sechs Ukrainer starben bei dem Anschlag.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) verurteilte die "feige und widerwärtige Attacke". Der Kampf gegen die radikalen Kräfte in Afghanistan müsse konsequent fortgesetzt werden. "Deutschland und die internationale Gemeinschaft werden Afghanistan dabei weiter unterstützen."

Das Attentat wird als Zeichen der Schwäche der afghanischen Regierung eingeschätzt. Das Hotel war bereits 2011 Ziel eines Terrorangriffs, daraufhin wurden die Sicherheitsvorkehrungen massiv verstärkt. Die Regierung musste sich am Montag dafür rechtfertigen, die Sicherheitsverantwortung für das staatliche Hotel erst vor zwei Wochen an eine private Firma übergeben zu haben.

Die Angreifer waren am Samstagabend offenbar durch die Küche in das Gebäude gelangt. Die Männer schossen mit Maschinengewehren auf Gäste und warfen Handgranaten. Erst nach 17 Stunden gelang es afghanischen Sicherheitskräften, die Kontrolle über das sechsstöckige Hotel wiederzugewinnen. Teile des Gebäudes brannten aus, nachdem die Angreifer Feuer gelegt hatten. Hotelgäste versuchten, sich von den oberen Etagen mit Hilfe von Bettlaken abzuseilen. Mindestens ein Mensch stürzte dabei in die Tiefe.

Warnung vor Attentat

Rettungskräfte und medizinisches Personal konnten erst am Sonntagfrüh zum Hotel vordringen, um Verwundete zu versorgen. Die ganze Nacht über hatten afghanische Sicherheitskräfte das Gebiet weiträumig abgeriegelt, so dass weder Löschfahrzeuge noch Krankenwagen Zugang hatten.

Erst vor wenigen Tagen hatte die US-amerikanische Botschaft in Kabul vor einem Attentat auf ein Hotel in der Hauptstadt gewarnt. Das 1969 eröffnete Intercontinental Hotel ist ein beliebter Veranstaltungsort für Hochzeiten, Konferenzen und politischen Versammlungen und ein Wahrzeichen der Stadt. Im Mai des vergangenen Jahres wurde die deutsche Botschaft bei einem Anschlag in unmittelbarer Nähe des Komplexes schwer beschädigt. Im November 2016 gab es einen Anschlag auf das deutsche Generalkonsulat in Masar-i-Scharif im Norden des Landes.

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