Die Verurteilung des mutmaßlich aus Deutschland entführten Vietnamesen Trinh Xuan Thanh zu lebenslanger Haft bestätigt nach Angaben von Amnesty International ein derzeit gängiges Muster in dem südostasiatischen Land.
22.01.2018

"Das Urteil ist nicht überraschend", sagte James Gomez, Regionaldirektor Südostasien und Pazifik der Organisation am Montag dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Kritiker sind Ziel eines Kreislaufs der Einschüchterung." Die Regierung arbeite mit Schikane, Überwachung, schließlich mit Verhaftungen, Gewahrsam und am Ende mit unverhältnismäßigen Urteilen. Selbst über die Landesgrenzen hinaus werde sie tätig und versuche, vermeintliche Gegner zurück ins Land holen zu lassen, erläuterte Gomez telefonisch aus der thailändischen Hauptstadt Bangkok.

Belastetes Verhältnis

Ein Gericht in Hanoi hat nach Angaben seiner deutschen Anwältin, Petra Schlagenhauf, den früheren Chef eines Ölunternehmens und Ex-Funktionär der Kommunistischen Partei der Korruption und Veruntreuung schuldig gesprochen. In Kürze soll ein weiterer Prozess gegen ihn eröffnet werden. Ein ehemaliger Geheimdienstoffizier, der Deutschland laut seinem Anwalt Informationen zu dem Fall liefern wollte, war Anfang Januar aus Singapur nach Vietnam abgeschoben worden.

Der Fall Thanh belastet das Verhältnis zwischen Deutschland und Vietnam. 2016 war er ins Ausland geflohen und hatte in Deutschland um Asyl gebeten. Ende Juli 2017 verschwand er aus Berlin, wenig später wurde er im vietnamesischen Staatsfernsehen vorgeführt. Während die Regierung in Hanoi erklärte, Thanh sei freiwillig zurückgekehrt, spricht das Auswärtige Amt in Berlin von "Menschenraub" und "Rechtsbruch".

Seit einiger Zeit geht Vietnams politische Führung verschärft gegen die Korruption im Land vor. Kritiker vermuten jedoch vor allem politische Motive, um parteiinterne Rivalen mundtot zu machen.

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