Gute Noten für deutsch-französische Städtepartnerschaften
epd-bild/Verena Mueller
Anfangs stand die Aussöhnung nach dem Zeiten Weltkrieg im Vordergrund. Die Gründe für deutsch-französische Städtepartnerschaften haben sich inzwischen gewandelt. Laut einer Studie haben die Kooperationen nach wie vor eine große Resonanz.
18.01.2018

Deutsch-französische Städtepartnerschaften stoßen laut einer aktuellen Umfrage auf große Zustimmung vor Ort. Knapp zwei Drittel der befragten Kommunen gaben an, dass ihre Städtepartnerschaften stabil seien und an Intensität gewinnen würden, wie die Bertelsmann Stiftung am Donnerstag in Gütersloh mitteilte. Allerdings sorgten sich viele Akteure um den Nachwuchs. Die größte Teilnehmergruppe an Partnerschaftsaktionen sei mit rund 40 Prozent die Generation über 60 Jahre. Knapp ein Viertel (23 Prozent) sei jünger als 30 Jahre.

Erweiterung des Horizonts

Die Motivation habe sich im Laufe der Jahrzehnte geändert, erklärte die Stiftung. Bis 1975 stand der Umfrage zufolge die Aussöhnung von Frankreich und Deutschland bei der Gründung einer Städtepartnerschaft im Vordergrund. Seit den 90er Jahren seien die Beweggründe eher eine allgemeine Horizonterweiterung sowie Möglichkeiten für die junge Generation.

Die Partnerschaften erreichten durch Freizeitangebote wie Sport oder Kulturprogramme viele Jugendliche und andere Bevölkerungsgruppen, die im Alltag kaum Berührungspunkte mit Europapolitik hätten, hieß es. Wichtigste Aktionsformen für den Austausch seien regelmäßige Reisen anlässlich von Festen und Veranstaltungen sowie Schüleraustausch und Kulturveranstaltungen. Nach Einschätzung von mehr als 70 Prozent der befragten Kommunen sprechen die Partnerschaften breite Bevölkerungsgruppen an.

Gegen die Europaskepsis

Wesentlicher Schlüssel zum Erfolg und der Lebendigkeit der Städtepartnerschaften ist nach Erkenntnissen der Studienautoren die Bandbreite an Themen und Betätigungsfeldern. "Viele Teilnehmer finden den Zugang zu einer Städtepartnerschaft eher über ihr Hobby oder Neugier auf andere Menschen als durch ihr übergeordnetes Interesse an Europa", erklärte Céline Diebold, Europaexpertin und Studienleiterin bei der Bertelsmann Stiftung.

Die Umfrage zeige, dass dieses Modell der europäischen Zusammenarbeit auch in Zeiten von Wirtschaftskrisen und Europaskepsis ein lebendiges Instrument sei, erklärte die Stiftung. Städtepartnerschaften brächten Europa aus den Podiumsreden der Hauptstädte direkt zu den Menschen, sagte der Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann Stiftung, Aart De Geus.

Die erste deutsch-französische Städtepartnerschaft wurde 1950 zwischen Ludwigsburg und Montbéliard ins Leben gerufen. Mittlerweile gibt es laut Bertelsmann Stiftung 2.200 Partnerschaften. An der Umfrage der Bertelsmann Stiftung und des Deutsch-Französischen Instituts nahmen 1.322 Städte und Kommunen in Deutschland und Frankreich teil.

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