Der Papst erinnert in Chile an die Leiden von indigenen Völkern.
epd-bild/OsservatoreRonamo/Siciliani
Der Papst ist in Chile auf schwieriger Mission: Im Süden des Landes fordern indianische Ureinwohner das Land ihrer Vorfahren ein. Immer wieder kommt es zu Gewalt. Denn das Gebiet ist auch bei Bergbau- und Holzunternehmen begehrt.
18.01.2018

Papst Franziskus ist in Chile mit Ureinwohnern vom Volk der Mapuche zusammengekommen. An dem Treffen in Temuco im Süden des Landes nahmen nach Angaben der katholischen Kirche unter anderem acht Mapuche-Vertreter und der Bischof von Temuco, Héctor Vargas, teil. Zuvor hatte Franziskus am Mittwoch bei einer "Messe für den Fortschritt der Völker" das Leiden und die Ausgrenzung der Mapuche-Indianer in Chile beklagt. Überschattet wurde der Besuch von erneuten Brandanschlägen auf Kirchen.

Kein Mittagessen für Mapuche-Anführerin

Temuco liegt in der Region Araucanía, wo es zu Landkonflikten mit Bergbau- und Holzunternehmen kommt. Der Mapuche-Anführerin Francisca Linconao wurde der Zutritt zum Mittagessen mit dem Papst laut lokalen Medienberichten verweigert. Sie ist Oberhaupt einer indianisch-religiösen Gemeinde. Ihr wird Mittäterschaft bei einem Brandanschlag mit Todesfolge im Jahr 2013 vorgeworfen. Linconao wollte Franziskus einen Brief überreichen und ihn um Unterstützung im bevorstehenden Strafprozess bitten. Auch andere Mapuche-Organisationen hatten auf ein Treffen mit dem Papst gehofft, aber keine Einladung erhalten.

Die Mapuche kämpfen für die verfassungsrechtliche Anerkennung ihrer Kultur und die Rückgabe ihrer angestammten Territorien. Der Militärflughafen in Temuco, auf dem die Papstmesse stattfand, gehört ebenfalls zu einem Gebiet, das die Mapuche beanspruchen. In der Nacht zum Mittwoch war es im Süden des Landes zu neuen Brandanschlägen auf Kirchen, eine Schule und Polizeieinheiten gekommen. Die Taten werden radikalen Mapuche-Gruppen zugeschrieben. Bereits vor dem Papstbesuch waren Brandsätze auf Kirchen der Hauptstadt Santiago geworfen worden.

Erinnerung an Folter-Opfer

Franziskus verurteilte die Gewalt. Eine Kultur der gegenseitigen Anerkennung könne nicht auf der Grundlage von Zerstörung aufgebaut werden, die Menschenleben koste, sagte er während der Messe. "Gewalt verwandelt die gerechteste Sache zur Lüge", sagte der Papst. Einheit dürfe nicht mit Einförmigkeit verwechselt werden, betonte das katholische Kirchenoberhaupt. Die Chilenen benötigten einander mit ihrer Verschiedenheit, damit das Land weiterhin seine Schönheit bewahre. Einheit in versöhnter Verschiedenheit sei die einzige Waffe gegen Hoffnungslosigkeit.  

Bei dem Gottesdienst auf dem Militärflughafen erinnerte Franziskus überdies an die Opfer des Folterzentrums, dass dort während der Pinochet-Diktatur (1973-1990) existierte: "Ich feiere diese Messe für alle, die gelitten haben und gestorben sind, und für alle, die täglich auf ihren Schultern die Last so vieler Ungerechtigkeiten tragen müssen." Anschließend legte er abweichend vom Programm eine Schweigeminute für die Folteropfer ein. Unter der Diktatur wurden in Chile rund 3.000 Menschen ermordet und mehr als 40.000 gefoltert.

Weiterreise nach Peru

Am Dienstag war es zu Ausschreitungen bei Demonstrationen gegen den Papstbesuch in Santiago gekommen. In Chile sorgt ein Missbrauchsskandal um einen Priester weiter für Empörung. Der Papst beendet am Donnerstag seinen Chile-Besuch mit einer Messe in Iquique im Norden des Landes. Am Abend reist er weiter nach Peru.

Teaserbild

Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Plain text

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.