Nach massiven Drohungen gegen die Protagonisten der umstrittenen Kika-Dokumentation über eine Liebesbeziehung zwischen einer jungen Deutschen und einem syrischen Flüchtling mahnt die Polizei zu einer verantwortungsvollen Berichterstattung.
17.01.2018

"Journalisten sollten sich darüber bewusst sein, dass hier zwei junge Menschen im Fokus der Öffentlichkeit stehen, die nie geahnt haben, was da auf sie zukommt", sagte ein Polizeisprecher am Mittwoch in Fulda dem Evangelischen Pressedienst (epd). Drohungen gegen Malvina und Diaa gebe es derzeit "aus verschiedenen politischen Lagern".

Das Paar stehe zeitweise unter Polizeischutz, je nach aktueller Bedrohungslage. "Die Situation ist im Fluss", sagte der Sprecher. Die Polizei habe mit allen Beteiligten, auch mit den Familienangehörigen, konkrete Verhaltensregeln für das tägliche Leben sowie den Umgang mit sozialen Netzwerken abgesprochen und stehe in ständigem Kontakt.

Aussagen ohne Einordnung

Der Film "Schau in meine Welt: Malvina, Diaa und die Liebe" war erstmals am 26. November um 20.35 Uhr im Kinderkanal von ARD und ZDF (Kika) gezeigt worden. In dem Beitrag von Marco Giacopuzzi erzählen die zum Zeitpunkt des Drehs 16-jährige Malvina und der damals 19-jährige syrische Flüchtling Diaa Mohammed davon, wie sie sich kennenlernten, von ihrer Liebe und den Problemen in ihrer Beziehung.

Kritik an dem Film wurde seit Anfang Januar vor allem in den sozialen Netzwerken geäußert. Gegenstand der Diskussionen war unter anderem das Alter des jungen Mannes, der einen starken Bartwuchs hat. Außerdem wurde kritisiert, dass er seine Freundin nicht in freizügiger Kleidung sehen möchte, und dass die Aussagen des Paares nicht eingeordnet werden.

Mehrere Beschwerden

Vor allem der AfD-Bundestagsabgeordnete Dirk Spaniel übte scharfe Kritik an dem Beitrag. Er bezeichnete ihn als "Kika-Propaganda für Beziehungen mit moslemischen Flüchtlingen". "Bild" berichtete daraufhin weitere Details über das Paar, unter anderem, dass Diaa die Facebook-Seite des islamistischen Hasspredigers Pierre Vogel gelikt habe.

Der HR, der die Dokumentation als Zulieferung für den Kika produziert hat, wies die Kritik an dem Film zurück und sendete ihn am vergangenen Samstag erneut, eingebettet in eine Diskussionsrunde. Die HR-Fernsehdirektorin Gabriele Holzner sagte darin, ein einmaliges Like mache Diaa "nicht zum Salafisten oder zum Islamisten oder zum Gefährder". Beim MDR, der für den Kika die Federführung hat, gingen mehrere Beschwerden über die Dokumentation ein.

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