Flüchtling aus Guinea ist Praktikant in einem Bekleidungsgeschäft
epd-bild/Uwe Lewandowski
Viele Flüchtlinge sind einer Studie zufolge schlecht auf eine Berufsausbildung in Deutschland vorbereitet. Die Berufsausbildung genießt der Studie zufolge zudem in diesen Herkunftsländern ein sehr geringes Ansehen im Vergleich zum Studium.
21.12.2017

Was die meisten Asylsuchenden an Kenntnissen aus ihren Herkunftsländern mitbrächten, passe nicht zu den Erfordernissen der Betriebe, heißt es in einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW), aus der die Tageszeitung "Welt" (Donnerstag) zitiert.

In diesem Jahr bleiben demnach rund 49.000 Ausbildungsplätze unbesetzt, obwohl knapp 25.000 Flüchtlinge bei Jobcentern und Arbeitsagenturen Interesse an einer Berufsbildung angemeldet haben. Innerhalb eines Jahres habe sich diese Zahl fast verdreifacht und werde in den kommenden Jahren noch einmal deutlich steigen, berichtet die Zeitung.

Studie über Bildungsstand

In der Studie über den "Bildungsstand von Geflüchteten" hat IW-Forscherin Kristina Stoewe untersucht, was Kinder und Jugendliche an den Schulen und Berufsschulen in den sechs Hauptherkunftsländern Syrien, Irak, Afghanistan, Eritrea, Iran und Somalia gelernt haben. Diese Menschen haben - mit Ausnahme der Afghanen - eine gute Bleibeperspektive.

Die Berufsausbildung genießt der Studie zufolge in diesen Herkunftsländern ein sehr geringes Ansehen im Vergleich zum Studium. Eine duale Berufsausbildung im Betrieb und in der Berufsschule wie in Deutschland gebe es nicht. In Bäckereien, Friseursalons oder Werkstätten sei "Learning by Doing" verbreitet. Mit Ausnahme des Iran ließen sich im offiziellen System wenige Berufe erlernen. In Syrien und dem Irak würden an den technischen Sekundarschulen beispielsweise 20 Berufe angeboten. In Deutschland können Schüler zwischen 330 anerkannten Ausbildungsberufen wählen.

Umgekehrt sind den Angaben zufolge einige Berufe, für die man in Deutschland eine Ausbildung braucht, in den sechs Ländern akademisch angelegt. Wer zum Beispiel in Syrien oder dem Irak Augenoptiker oder Zahntechniker werden will, muss an einem technischen Institut studieren. Den wenigsten Jugendlichen sei daher klar, dass jemand, der lange Zeit in einer Autowerkstatt im Irak gearbeitet hat, in Deutschland deshalb noch lange kein ausgebildeter Kfz-Mechaniker sei, heißt es.

Integrationskurse

Stoewe forderte, zukünftige Azubis müssten viel stärker über das deutsche Bildungssystem, die Ausbildung und den Arbeitsmarkt informiert werden. Integrationskurse und Deutschlernklassen an den allgemeinbildenden Schulen sollten über die Strukturen aufklären: "All diese Informationen müssten fester Bestandteil der Berufsorientierung sein", sagte die Forscherin.

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