Der deutsche Soziologe Sharo Garip darf nach fast zweijährigem Ausreiseverbot die Türkei überraschend verlassen.
19.12.2017

Der Prozess gegen ihn, der am Dienstag in Istanbul begann, sei vertagt und das Ausreiseverbot sowie die Meldepflicht aufgehoben worden, sagte Garip dem Evangelischen Pressedienst (epd) nach der Verhandlung in Istanbul. Er hoffe, dass er am Mittwoch oder Donnerstag zurück nach Köln fliegen könne. Der Prozess gegen ihn werde am 26. Februar 2018 in Istanbul fortgesetzt.

Friedensappell unterzeichnet

Die Türkei sei derzeit ein "unberechenbares Land". "Alles ist chaotisch", sagte Garip. Deshalb habe ihn auch die Entscheidung des Gerichts nicht wirklich überrascht. "Ich habe keine Straftat begangen, sondern von meinem Recht auf Meinungsfreiheit Gebrauch gemacht", betonte er. Der kurdischstämmige Soziologe mit deutschem Pass hatte mit weiteren Wissenschaftlern einen Friedensappell unterzeichnet. Daraufhin war ihm Anfang 2016 die Ausreise aus der Türkei verweigert worden.

Das zweijährige Ausreiseverbot bezeichnete Garip als Vorverurteilung ohne Verfahren. Er habe seinen Beruf nicht ausüben und nicht auf Konferenzen fahren dürfen. Dies sei wie ein "Freiluftgefängnis" gewesen. Wie bald er ausreisen könne, hänge nun davon ab, wie schnell er seine Unterlagen erhalte. Die türkischen Behörden hätten seinen Namen falsch registriert, "so dass es noch Schwierigkeiten am Flughaben geben könnte", befürchtet er.

"Der Druck spielt eine Rolle"

Am Montag war die deutsche Journalistin Mesale Tolu nach mehr als sieben Monaten unter Auflagen aus türkischer Untersuchungshaft freigekommen. Sie darf die Türkei bis zu ihrem Prozess, der auf den 26. April datiert ist, nicht verlassen.

Garip betonte, der Druck, den Deutschland und andere Länder auf die Türkei ausübten, trage seiner Einschätzung nach dazu bei, dass die türkische Justiz Entscheidungen zu Ausreiseverboten und Inhaftierten überprüft. "Der Druck spielt eine Rolle", sagte er. Allerdings lasse sich nichts vorhersagen. Das gelte auch für den "Welt"-Journalisten Deniz Yücel, der seit Februar in Istanbul inhaftiert ist.

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