"Wihe Naht" im Sinne der heiligen Nacht: Krippe auf dem Petersplatz 2015
epd-bild/Paolo Galosi/Agenzia Romano Siciliani
Nach Auffassung des Kulturexperten Thomas Adam hat ein Minnesänger vor rund 850 Jahren den Ausdruck "Weihnacht" in den deutschen Wortschatz eingeführt.
19.12.2017

Damals wurde der Begriff "wihe naht" im Sinne einer "heiligen Nacht" in zwei mittelhochdeutschen Texten erstmals verwendet: in einer Predigtsammlung und im Minnesang, sagte Adam dem epd am Dienstag. Er ist Leiter des Städtischen Museums Bruchsal. Der auch heute stark emotional besetzte Ausdruck sei wohl eine direkte Lehnübersetzung des lateinischen "nox sancta".

Lied aus dem 12. Jahrhundert

Um 1170 habe der Burgherr der Burg Weiler auf dem Steinsberg, der Edelfreie Werinhard, einem fahrenden Sänger Aufnahme gewährt. Der Sänger Spervogel lobte seinen Gönner überschwänglich in einem Lied - und verwendet in denselben Versen auch den Begriff "wihe naht", erläutert Adam, der Autor zahlreicher Veröffentlichungen zu historischen Themen der Region Nordbaden ist. Der Text laute wörtlich: "Er ist gewaltic unde starc, der ze wihen naht geborn wart." Gemeint sei damit Jesus Christus, erläutert Adam. Hier werde der Weihnachtsbegriff in seinem eigentlichen religiösen Sinne verwendet, als das Fest der Geburt des Heilands und als ein Moment der Hoffnung und Rettung durch einen mächtigen Erlöser.

1867 habe der Komponist Friedrich Robert Volkmann die Spruchdichtung Spervogels aufgegriffen. In seiner Motette für Chor und Solostimmen mit dem Titel "Weihnachtslied aus dem 12. Jahrhundert" werde an zentraler Stelle die Formulierung "Er ist gewaltig und stark" aufgenommen.

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