Berlin (epd). Die Angebote der deutschen Goethe-Institute in aller Welt stoßen auf wachsendes Interesse. So seien die Besucherzahlen in den Bibliotheken seit 2012 um 50 Prozent gestiegen. Die Zahl der Sprachkursteilnehmer im Ausland habe sich im gleichen Zeitraum um 17 Prozent auf zuletzt 242.000 erhöht, sagte der Präsident des Goethe-Instituts, Klaus-Dieter Lehmann, am Dienstag in Berlin. Auch die Reichweite im Internet sei um 50 Prozent auf 34,5 Millionen Besuche ("Visits") auf der Homepage pro Jahr gestiegen. Es gibt insgesamt 159 Goethe-Institute in 98 Staaten.
Etat gesunken
Der Generalsekretär des Goethe-Instituts, Johannes Ebert, sieht durch die gesellschaftlichen Umbrüche weltweit auch Chancen für die auswärtige Kultur- und Bildungspolitik. Zivilgesellschaften seien weltweit immer stärker unter Druck. Allerdings benötige das Goethe-Institut für seine Arbeit mehr Geld. Um die Handlungsfähigkeit der Auslandsinstitute zu erhalten, seien in den kommenden Jahren Investitionen notwendig, betonte Ebert.
So liegt der Gesamthaushalt dieses Jahres mit 396 Millionen Euro neun Millionen unter dem Gesamtetat des vergangenen Jahres. Die sogenannte institutionelle Förderung, mit der das Goethe-Institut sein Netzwerk im Ausland finanziert, habe in diesem Jahr sogar "nur wenig über dem Niveau von 2010" gelegen, unterstrich Ebert unter Verweis auf die weltweiten Kostensteigerungen. Aus dem Auswärtigen Amt standen in diesem Jahr 243 Millionen Euro dafür an Zuwendungen zur Verfügung. Außerdem will Ebert die digitalen Angebote ausbauen. Er hofft, damit verstärkt junge Zielgruppen anzusprechen.
Defizit bei inländischen Instituten
Für die zwölf Goethe-Institute in Deutschland, die keine staatliche Förderung erhalten und auf die Einnahmen aus den Sprachkursen für Ausländer angewiesen sind, war 2017 ein schwieriges Jahr, so Ebert. Es wird mit einem Defizit von rund drei Millionen Euro gerechnet. Hintergrund ist die Kritik der Deutschen Rentenversicherung an der jahrelangen Beschäftigung zahlreicher freier Mitarbeiter als Honorarlehrkräfte in der Vergangenheit. Deshalb musste das Kursangebot vorübergehend zurückgefahren werden. "Wir gehen davon aus, dass wir 2019 wieder schwarze Zahlen schreiben können", sagte der kaufmännische Direktor, Rainer Pollack.
Deutsche Kolonialgeschichte
Ab dem kommenden Jahr widmen sich die Auslandsinstitute im Kulturbereich verstärkt der deutschen Kolonialgeschichte in Afrika. In den nächsten Jahren sollen verschiedene Projekte mit Wissenschaftlern aus afrikanischen Staaten den dortigen Geschichtsdiskurs auch nach Deutschland tragen, hieß es.
Im Europa-Projekt "Freiraum" wollen 2018 zudem Einrichtungen aus knapp 40 europäischen Städten kooperieren. Jeweils zwei europäische Städte werden dabei etwa der Frage nachgehen: "Was ist Freiheit heute in Europa? Wo ist sie in Gefahr?", kündigte Programmleiterin Cristina Nord an.
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