Berliner Justizsenator Dirk Behrendt
epd-bild/Juergen Blume
Die als Konsequenz aus dem Terroranschlag vom Breitscheidplatz beschlossene Anlaufstelle für Opfer und Angehörige wird im ersten Quartal 2018 ihre Arbeit aufnehmen.
12.12.2017

Berlins Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne) sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), die Ausschreibung für die insgesamt vier hauptamtlichen Stellen stehe unmittelbar bevor und erfolge eventuell noch in diesem Kalenderjahr. Geplant sei die Einstellung eines Juristen, eines Psychologen, eines Sozialarbeiters und eines Sachbearbeiters. Die "Zentrale Anlaufstelle für Opfer von Terroranschlägen und Großschadensereignissen" soll ihren Sitz in der Senatsjustizverwaltung im Stadtteil Schöneberg haben.

Betreuung der Opfer deutlich verbessern

Die Stelle solle sich dann auch um die Angehörigen und Hinterbliebenen des islamistischen Terroranschlags an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche vom 19. Dezember 2016 kümmern. "Wir werden im ersten Quartal starten, ob wir alle vier Stellen schon im ersten Quartal besetzen können, ist noch offen", sagte Behrendt. Die Gründung der Stelle werde aber in den ersten drei Monaten des nächsten Jahres erfolgen, versicherte der Grünen-Politiker.

Die Schaffung der Anlaufstelle geht auf einen Senatsbeschluss zurück. Anlass waren Empfehlungen nach dem Terroranschlag vom Breitscheidplatz, die Betreuung der Opfer und die Koordination der unterschiedlichen Hilfsangebote deutlich zu verbessern. Bei dem Anschlag des Tunesiers Anis Amri mit einem Lastwagen waren zwölf Menschen ums Leben gekommen und mehr als 60 verletzt worden. Angehörige der Opfer hatten sich kurz vor dem Jahrestag in einem offenen Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) über Zeitverzögerungen und Chaos bei der Betreuung nach dem Anschlag beklagt.

Stelle soll als Lotse fungieren

Justizsenator Behrendt formulierte als Aufgabe der künftigen Anlaufstelle, "Betroffenen schnellstmöglich qualifizierte Auskünfte zu erteilen und sie in das Hilfenetzwerk der Beratungsstellen zu vermitteln". Dies reiche bis hin zu Entschädigungszahlungen, psychologischer Betreuung und Seelsorge. Dazu solle es eine enge Abstimmung mit den Sicherheits-, Strafverfolgungs- und Ordnungsbehörden geben.

Dafür müsse die als Lotse fungierende Stelle zunächst bei den verschiedenen Institutionen bekannt gemacht werden: "Wichtig ist, dass man diese Kontakte vorher schon hat, damit man dann im Ernstfall schnell darauf zurückgreifen kann." Gegebenenfalls werde die Stelle ad hoc um Vertreter von Polizei, Rettungsdiensten und anderen Senatsverwaltungen aufgestockt: "Die werden dann gemeinsam einen großen Krisenstab bilden", skizzierte der Justizsenator.

Behrendt betonte: "In den ersten Tagen und Wochen nach einem derartigen Ereignis geht es nicht so sehr um die Entschädigungshöhe, sondern um die Frage, wie man Opfern gegenüber tritt und ob diese sich wahrgenommen fühlen. Hier gibt es nach den Erfahrungen vor einem Jahr deutlichen Verbesserungsbedarf." Natürlich müsse auch über die Frage der Entschädigungshöhen diskutiert werden. Dies müsse aber zunächst auf Bundesebene passieren, sagte der Grünen-Politiker.

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