«Tagesschau»-App führt zu Streit zwischen verlegern und der ARD.
epd-bild/Norbert Neetz
Mit einem Nordkorea-Vergleich brachte Verlegerpräsident Döpfner im September neuen Schwung in den Streit mit ARD und ZDF. Deutschlandradio-Intendant Raue und der künftige ARD-Chef Wilhelm setzen weiter auf eine gütliche Einigung mit den Verlegern.
08.12.2017

Verlegerpräsident Mathias Döpfner steht zu seinem umstrittenen Vergleich zwischen nordkoreanischen Verhältnissen und den Online-Aktivitäten der Öffentlich-Rechtlichen. "Für mich ist der Begriff nicht wichtig, aber wenn Sie so wollen, hat er seinen Zweck erfüllt", sagte Döpfner dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Der Vergleich habe große Aufmerksamkeit für ein bisher unterschätztes Thema geschaffen, sagte der Präsident des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger (BDZV). Deutschlandradio-Intendant Stefan Raue wünscht sich im Streit um die Online-Aktivitäten der Sender indes eine Einigung außerhalb von Gerichten und ohne Eingreifen der Politik.

Der Streit zwischen Verlegern und den Öffentlich-Rechlichen spitze sich zu, weil sich die Verlage nicht mehr anders zu helfen wüssten, sagte Döpfner dem "Spiegel". In einer Rede auf dem BDZV-Jahreskongress Mitte September hatte Döpfner gesagt, wenn es eines Tages nur noch Staatspresse und Staatsfernsehen im Netz geben sollte, wäre das "eher nach dem Geschmack von Nordkorea". Döpfners Wortwahl wurde unter anderem von ARD-Intendantin Karola Wille und dem Deutschen Journalisten-Verband (DJV) kritisiert. "Aber wenn ich den Begriff zurücknehmen soll und dafür eine Lösung mit der ARD bekäme - dann schlage ich sofort ein", sagte Döpfner nun dem "Spiegel".

Textanteil zu hoch

Die Ankündigung des WDR, den Textanteil auf seiner Website zurückzufahren, begrüßte der Verlegerpräsident. "Dass WDR-Intendant Tom Buhrow das Miteinander von Verlagen und Sendern fördern möchte, ist ein gutes Signal", sagte Döpfner, der auch Vorstandsvorsitzender des Medienkonzerns Axel Springer ist. Der WDR hatte am Donnerstag mitgeteilt, auf die Verleger zuzugehen und im Netz ab sofort verstärkt auf Audio- und Videoangebote zu setzen.

Die Zeitungsverlage monieren seit Jahren, dass der Textanteil auf den Internetseiten insbesondere der ARD-Anstalten zu hoch sei. Im Kern des Streits steht, wie "presseähnlich" die Angebote sind, was meist an der Textmenge festgemacht wird. Sie sehen darin eine Wettbewerbsverzerrung und hatten nach dem Scheitern von Gesprächen mit der ARD im März eine "rechtliche Klärung" angekündigt.

Lösung finden

Deutschlandradio-Intendant Raue setzt dagegen weiterhin auf eine einvernehmliche Lösung zwischen Verlegern und Rundfunkanstalten. "Ohne Bodyguards und Rechtsanwälte im Hintergrund" könne ein Gespräch stattfinden, um den Konflikt in beiderseitigem Interesse zu lösen, sagte Raue am Donnerstagabend in Berlin. Dabei müsse nach publizistischen Maßstäben entschieden werden. Der Intendant hält die Konzentration auf die Textmenge für überholt: "Ein Hörfunksender, der dazu verdonnert ist, lediglich Audios ins Netz zu stellen und ein paar verbindende Sätze dazu, der ist mausetot", sagte Raue, der im Sommer zum Intendanten gewählt wurde, nach rund 100 Tagen im Amt.

BR-Intendant Ulrich Wilhelm fordert einen "fairen Interessenausgleich" zwischen Sendern und Verlagen. Diesen erreiche man in einem ruhigen Gesprächsklima besser, sagte Wilhelm der "Augsburger Allgemeinen" (Freitag). Es gebe auf allen Seiten "den guten Willen, eine Lösung zu finden", sagte Wilhelm. Zugleich unterstrich er, der öffentlich-rechtliche Rundfunk müsse wie alle Medien Teil des mobilen Internets sein und seine Inhalte über Mediatheken, Apps oder Netzwerke anbieten dürfen. "Würde man uns das verbieten, würde unser Publikum das zu Recht nicht verstehen", sagte Wilhelm, der im kommenden Jahr den ARD-Vorsitz übernimmt.

Teaserbild

Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Plain text

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.