Am Vorabend des fünften Jahrestages der Loveparade-Katastrophe in Duisburg gedachten 2015 zahlreiche Menschen der Opfer des Unglücks. Unter ihnen auch der Techno-Musiker und Gründer der Loveparade, Dr. Motte.
epd-bild/Marc Vollmannshauser/BILD-POOL
Knapp siebeneinhalb Jahre nach der Loveparade-Katastrophe von Duisburg hat am Freitag in der Düsseldorfer Außenstelle des Duisburger Landgerichts der lange erwartete Prozess begonnen.
08.12.2017

Zum Auftakt kam es über Stunden zu einem juristischen Schlagabtausch zwischen dem Vorsitzenden der Sechsten Strafkammer des Gerichts, Mario Plein, und den insgesamt rund 50 Verteidigern der zehn Angeklagten, die mehrere Befangenheitsanträge stellten.

Angeklagt sind vier Mitarbeiter der Veranstalterfirma Lopavent und sechs Bedienstete der Stadt Duisburg, darunter der ehemalige Baudezernent. Sie müssen sich unter anderem wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung verantworten. Bei der Katastrophe am 24. Juli 2010 starben 21 Menschen, 652 wurden verletzt. Bislang hat das Gericht bis Ende 2018 insgesamt 111 Verhandlungstage terminiert (AZ: 36 KLs 10/17).

Mögliche Zeugen im Gerichtssaal

Den Angeklagten wird vorgeworfen, durch Fehler bei der Planung oder Genehmigung des Technofestivals zur Entstehung der Massenpanik beigetragen zu haben. Damit die Vorwürfe nicht verjähren, muss bis Mitte 2020 zumindest ein erstinstanzliches Urteil gesprochen werden. Das Gericht will regelmäßig an drei Tagen pro Woche verhandeln.

Bis Freitagnachmittag war es noch immer nicht zur Verlesung der Anklageschrift durch Oberstaatsanwalt Uwe Mühlhoff gekommen. Zunächst gab es mehrere Unterbrechungen aus technischen Gründen in dem angemieteten Verhandlungssaal. Der Strafprozess findet aus Platzgründen nicht in der Revierstadt statt, sondern im Messe-Congress-Center in der NRW-Landeshauptstadt Düsseldorf.

Dann verzögerten Anträge der Verteidiger den Fortgang des Verfahrens. Sie hatten unter anderem Bedenken gegen die vom Gericht beabsichtigte Aufzeichnung der Verhandlung und gegen die Anwesenheit möglicher Zeugen zum Prozessauftakt im Gerichtssaal.

Insgesamt 35 Rechtsanwälte

Zudem stellten sie Befangenheitsanträge gegen zwei vom Gericht bestellte Ersatzschöffen. Die Töchter eines dieser Ersatzschöffen seien bei der Loveparade in Duisburg anwesend gewesen. Der Sohn eines anderen Ersatzschöffen sei damals bei der Freiwilligen Feuerwehr gewesen und habe möglicherweise mit seinen bei der Katastrophe im Einsatz gewesenen Kollegen gesprochen und darüber dann auch mit seinen Eltern geredet, hieß es zur Begründung.

Zahlreiche Hinterbliebene und Überlebende waren am Freitag beim Auftakt des Verfahrens als Nebenkläger im Gerichtssaal mit insgesamt 35 Rechtsanwälten anwesend. Der Prozess wird am Mittwoch und Donnerstag der kommenden Woche fortgesetzt.

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