Mutter mit Kind
epd-bild/Maike Gloeckner
Der Verein zur Unterstützung Aids-kranker Kinder in Hannover appelliert an die Gesellschaft, HIV-infizierte Mädchen und Jungen nicht auszugrenzen.
30.11.2017

"Von infizierten Kindern geht keine Gefahr aus", sagte Vereinsvorsitzender Ulrich Baumann dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Weltweit hat noch nie ein Kind ein anderes angesteckt." Eine HIV-Diagnose dürfe nicht zum sozialen Ausschluss von Kindern führen, betonte der Arzt der Medizinischen Hochschule Hannover.

Bundesweit sind nach seinen Informationen rund 300 Kinder und Jugendliche infiziert. Vermutlich seien es mehr. In der ganz überwiegenden Zahl der Fälle handele es sich um Kinder HIV-infizierter Mütter, berichtete Baumann. Die Ansteckung erfolge vor der Geburt, während der Geburt oder durch das Stillen.

Vergleichsweise wenig Fälle

Baumann räumte ein, dass HIV-positive Kinder "kein die Öffentlichkeit bewegendes Thema sind". Zum einen, weil es nur vergleichsweise wenige Fälle gebe. Zum anderen, weil betroffene Familien schweigen: Sie halten die Infektion geheim, weil sie verhindern wollen, "dass die Kinder das in der Nachbarschaft, im Kindergarten oder in der Schule ausplaudern" - mit den dann oft unvermeidbaren Folgen der Stigmatisierung. "Es ist die einzige Krankheit, bei den Kindern die Diagnose systematisch nicht mitgeteilt wird."

Er rät Eltern jedoch dazu, die infizierten Kinder spätestens mit Beginn der Pubertät aufzuklären. Das diene auch dazu, ungewollte Ansteckungen zu vermeiden: "HIV hat einen ganz praktischen Einfluss auf die Sexualpraxis."

Baumann untersucht an der Uniklinik Hannover Kinder von HIV-positiven Müttern, um sie vor einer Infektion mit dem Virus zu schützen. Ist es jedoch bereits zu einer Ansteckung gekommen, dann werden die Mädchen und Jungen mit Medikamenten behandelt. 33 Kinder und Jugendliche seien derzeit in Dauerbehandlung. "Bei rund 25 Neugeborenen von HIV-positiven Müttern pro Jahr teste ich, ob sie infiziert sind." Fast immer sei das nicht der Fall: Die sogenannte Transmissionsrate liegt unter einem Prozent.

Verseuchte Blutprodukte

Gegründet wurde der auf Spenden und Sponsoren angewiesene Verein an der Klinik von einer Ärztin und mehreren Krankenschwestern vor rund drei Jahrzehnten. Sie wollten HIV-positiven Kindern beistehen, die damals durch verseuchte Blutprodukte infiziert worden waren und nicht selten an Aids starben.

Der Verein sei klein, "aber trotzdem ziemlich aktiv", sagte Baumann. Er helfe bei Bedürftigkeit, denn HIV-Familien seien oft arm. "Unser Flaggschiff ist eine gemeinsame Ferienwoche. Wir machen Ausflüge, grillen zusammen oder spielen Fußball." Dieses Angebot gebe es schon seit 16 Jahren. "Es ist eine wertvolle Gemeinschaft, die es sonst nirgends gibt."

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