Welt-AIDS-Tags-Kampagne 2017
epd-bild/Christian Ditsch
Die Deutsche Aids-Hilfe ruft zum solidarischen Umgang mit HIV-positiven Menschen auf. Diskriminierung und Zurückweisung dürfe es nicht länger geben, sagte Vorstand Winfried Holz aus Anlass des 30. Welt-Aids-Tages am 1. Dezember.
30.11.2017

"Ängste und veraltete Vorstellungen vom Leben mit HIV möchten wir durch realistische Bilder ersetzen", betonte er. Die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW) verwies darauf, dass sich noch immer weltweit jeden Tag rund 5.000 Menschen mit HIV infizieren. Das seien 1,8 Millionen Menschen jährlich.

Obwohl Menschen mit HIV bei richtiger Behandlung wie alle anderen Menschen leben könnten, gebe es noch viele Formen der Zurückweisung, betonte die Aids-Stiftung: "Im Alltag, zum Beispiel im Gesundheitssystem oder im Job, und abwertende Äußerungen sind immer noch an der Tagesordnung", beklagte Holz.

Grund sind nach seinen Angaben meist irrationale Ängste und moralische Urteile. Eine gerade veröffentlichte Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung offenbare erschütternde Berührungsängste sowie Wissenslücken. "Unter anderem wissen mehr als 90 Prozent der Befragten nicht, dass eine gut wirksame HIV-Therapie auch die Übertragung von HIV verhindert."

Test und Therapie

Im Kampf gegen die Immunschwächekrankheit werde man aber erst vorankommen, wenn niemand von der HIV-Behandlung ausgeschlossen ist und alle Menschen Zugang zu Test und Therapie haben.

Nach Angaben der DSW besteht wegen der hohen Zahl der Neuinfektionen weiter Grund zur Sorge. Die Daten machten deutlich, dass Prävention und Forschung dringend vorangetrieben werden müssten, um die Epidemie bis 2030 zu beenden. Rund zwei Drittel der neuen Fälle seien in Afrika südlich der Sahara aufgetreten. Unter ihnen waren es mit zwei Dritteln wiederum vor allem junge Frauen, die sich mit dem Virus ansteckten.

"Nur wenn wir besonders gefährdete Personengruppen gezielt ansprechen, mit Schutzmitteln versorgen und Diskriminierungen und Stigmatisierungen abbauen, werden wir in Deutschland das Ziel der Vereinten Nationen und der Weltgesundheitsorganisation erreichen, bis 2030 keine Neuinfektionen mit HIV mehr zu verzeichnen", sagte Professor Heino Stöver vom Institut für Suchtforschung der Frankfurt University of Applied Sciences. Vor allem Prostituierte, Gefangene und Drogenkonsumenten müssten besser mit Schutzmitteln wie Kondomen oder sauberen Spritzen ausgestattet werden.

Nicht am Geldbeutel scheitern

Die Linke warb ebenfalls für mehr Prävention. Die Zahl der Neuinfektionen bei Heterosexuellen und bei Menschen, die Drogen gebrauchen, sei zuletzt gestiegen. "Alle Möglichkeiten der Prävention, auch die medikamentöse, müssen ausgeschöpft werden", sagte der Gesundheitsexperte der Partei, Achim Kessler. Keine Behandlung dürfe am Geldbeutel scheitern.

Der Verein zur Unterstützung Aids-kranker Kinder in Hannover appellierte an die Gesellschaft, HIV-infizierte Mädchen und Jungen nicht auszugrenzen. "Von infizierten Kindern geht keine Gefahr aus", sagte Vereinsvorsitzender Ulrich Baumann dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Weltweit hat noch nie ein Kind ein anderes angesteckt." Eine HIV-Diagnose dürfe nicht zum sozialen Ausschluss von Kindern führen, betonte der Arzt der Medizinischen Hochschule Hannover.

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