Kurt Schnellenkamp galt als rechte Hand Paul Schäfers, der in Chile die "Colonia Dignidad" gegründet hat. Nun ist Schnellenkamp gestorben.
27.11.2017

Kurt Schnellenkamp, ein ehemaliges Führungsmitglied der sektenähnlichen Deutschen-Siedlung "Colonia Dignidad", ist in Chile gestorben. Anwalt Winfried Hempel, der selbst in der Siedlung aufwuchs, bestätigte dem epd am Sonntag (Ortszeit) den Tod des 90-Jährigen. Laut lokalen Medienberichten erlag Schnellenkamp einem Krebsleiden. Schnellenkamp galt als rechte Hand des Sektengründers Paul Schäfer (1921-2010).

Zweimal verurteilt

Er war 2011 wegen Beihilfe zu sexuellem Missbrauch zu fünf Jahren Haft verurteilt worden, die er 2013 antrat. Vor einem Jahr wurde Schnellenkamp wegen Diktaturverbrechen und der Bildung einer kriminellen Vereinigung erneut zu fünf Jahren Haft verurteilt. Der Führungszirkel der Siedlung arbeitete laut Gericht eng mit dem Geheimdienst unter Diktator Augusto Pinochet zusammen. Erst vor wenigen Tagen war Schnellenkamp aus gesundheitlichen Gründen aus dem Gefängnis in das Krankenhaus der Siedlung verlegt worden, die mittlerweile "Villa Baveira" (Bayerisches Dorf) heißt. 

Die Anfang der 60er Jahre gegründete Kolonie diente während der Militärdiktatur (1973-1990) als Folterzentrum des Geheimdienstes. Auch zahlreiche Fälle von sexuellem Missbrauch, Zwangsarbeit und illegalem Waffenhandel sorgten für Schlagzeilen. Die Aufarbeitung der Verbrechen ließ lange auf sich warten. Sektengründer Schäfer wurde 2005 in Chile festgenommen und starb 2010 im Gefängniskrankenhaus.

Im vergangenen Jahr hatte der damalige Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) eingeräumt, dass deutsche Diplomaten bei den Geschehnissen in der "Colonia Dignidad" weggeschaut hätten. Der Bundestag beschloss im Juni, bis Mitte 2018 konkrete Hilfsangebote für die Opfer auszuarbeiten.

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Es ist gut und längst überfällig, dass dieser Mann tot ist. Er ist ist, wie Paul Schäfer, eine Schande für die Menschheit.

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