Gemeinnützige Organisationen in Deutschland stehen vor einem Problem: Die Zahl der Spender nimmt dramatisch ab. Vor allem die Menschen mittleren Alters werden offenbar knausriger.
23.11.2017

In Deutschland nimmt die Zahl der Spender ab. Das ist ein Ergebnis der am Donnerstag in Berlin vorgestellten Studie "Bilanz des Helfens" des Deutschen Spendenrates. Danach hat in den ersten neun Monaten dieses Jahres gerade einmal ein Viertel der Bevölkerung (25,2 Prozent) Geld an gemeinnützige Organisationen gespendet, ein Rückgang um fast 20 Prozentpunkte gegenüber dem Vergleichszeitraum 2005 (44 Prozent). Auf die Spendenhöhe hat dies bislang aber noch keinen Einfluss. Für das Gesamtjahr 2017 rechnet der Spendenrat mit einer leichten Steigerung gegenüber dem Vorjahr: je nach Entwicklung zwischen 0,6 und 4,3 Prozent plus auf insgesamt knapp 5,3 bis knapp 5,5 Milliarden Euro.

Mit Blick auf die abnehmende Spenderanzahl sprach Bianca Corcoran-Schliemann vom Marktforschungsinstitut GfK bei der Vorstellung der Studie von einem dramatischen Rückgang seit 2005. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum 2016 lag der Rückgang bei einem Prozentpunkt. Vor allem der Anteil von Spenden aus den mittleren Generationen zwischen 30 und 69 Jahren ging in den ersten neun Monaten dieses Jahres um 3,4 Prozentpunkte auf 53,6 Prozent zurück. Kompensiert wird dies teilweise durch die spendenfreudigste Altersgruppe der über 70-Jährigen (Anteil 40,7 Prozent, plus 2,3 Prozentpunkte).

Unterstützung für Flüchtlinge

Insgesamt gaben die Deutschen zwischen Januar und September bislang rund 3,1 Milliarden Euro für gemeinnützige Zwecke und an Kirchen aus. Damit lag das private Spendenaufkommen mit plus 0,9 Prozent sogar leicht über dem Vorjahrjahreszeitraum. Gewinne gab es vor allem für den Bereich humanitäre Hilfe. Der Anteil an den gesamten Einnahmen lag bei 79 Prozent. Zugelegt haben auch Umwelt-, Natur- und Tierschutz. Dagegen ging die Unterstützung für Geflüchtete im In- und Ausland um 16 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 285 Millionen Euro zurück.

Daniela Geue, Geschäftsführerin des Deutschen Spendenrates, betonte, andere Spendenzwecke würden wieder wichtiger. "Speziell auf lokaler Ebene können Nachbarschaftsprojekte in diesem Jahr stärker profitieren." Zugleich rief sie die spendensammelnden Organisationen auf, potenziellen Geldgebern ausreichend und einfach zugängliche Informationen bereitzustellen. Transparenz werde immer wichtiger, so Geue. Auf die Frage nach dem Hauptanstoß für eine Spende nennt die Studie weiterhin auf Platz eins den persönlich adressierten Brief (22,8 Prozent), vor Mitgliedschaften (8,7 Prozent) und Freunden einschließlich sozialer Netzwerke (8 Prozent).

Insgesamt spendeten rund 17 Millionen Menschen im Zeitraum Januar bis September 2017 Geld an gemeinnützige Organisationen. Im Vergleich zum Vorjahr waren das 800.000 Menschen weniger. Gespendet wurden durchschnittlich wie auch im Vorjahreszeitraum 32 Euro "pro Spendenakt". Nicht-konfessionelle Organisationen profitierten dabei stärker vom Spendenaufkommen als konfessionelle Organisationen. Die Spendenhäufigkeit stieg von 5,5 auf 5,8 Spenden pro Person an.

Monatliche Erfassung von Spenden

Die "Bilanz des Helfens" beruht auf der monatlichen Erfassung von Spenden 10.000 deutscher Privatpersonen ab zehn Jahren. Nicht enthalten sind Erbschaften und Unternehmensspenden, Spenden an politische Parteien und Organisationen sowie gerichtlich veranlasste Geldzuwendungen, Stiftungsgründungen und Großspenden von mehr als 2.500 Euro.

Der Deutsche Spendenrat ist der Dachverband von 65 Spenden sammelnden, gemeinnützigen Organisationen. Mitglieder sind unter anderem das Deutsche Rote Kreuz, der Arbeiter-Samariter-Bund, der Maltester Hilfsdienst, die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft, Aktion Deutschland Hilft und die Deutsche Stiftung Denkmalschutz.

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