EKD-Ratsvorsitzender Heinrich Bedford-Strohm
epd-bild / Norbert Neetz
Nach dem Scheitern der Jamaika-Gespräche über ein neues Regierungsbündnis hat der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, die Parteien ermahnt, das Gemeinwohl im Blick zu behalten.
22.11.2017

Das Ausland schaue mit Sorge auf Deutschland, das viel zu verlieren habe, sagte Bedford-Strohm der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Mittwoch). Eine hart erarbeitete politische Kultur von Stabilität und Verlässlichkeit stehe auf dem Spiel.

Die kommenden Wochen seien richtungsweisend, betonte der EKD-Ratsvorsitzende und bayerische Landesbischof: "Wo kurzfristiges Taktieren und populistische Zuspitzungen das letzte Wort haben, nimmt die politische Kultur Schaden." Es gehe auch um internationale Verantwortung. "Ich schließe alle politisch Handelnden in meine Fürbitte ein", sagte Bedford-Strohm. Die wochenlangen Sondierungen für eine Jamaika-Koalition zwischen CDU, CSU, Grünen und FDP waren in der Nacht zum Montag von der FDP abgebrochen worden.

"Mehrheiten gewinnen"

Bei einem Empfang nach dem Buß- und Bettagsgottesdienst am Mittwoch in der Münchner Matthäuskirche sagte Bedford-Strohm: "In diesen Tagen machen sich viele Menschen Sorgen, wie es in unserem Land weitergehen wird." Es sei klar, dass es im politischen Alltag immer auch notwendig sei, "hin und her zu verhandeln, auch mal taktisch zu agieren, Kompromisse zu schließen und möglichst klug Mehrheiten zu gewinnen", sagte Bedford-Strohm laut Redemanuskript: "Dabei geht es natürlich auch nicht immer zimperlich zu."

Aber es sei schon die Frage, was am Ende das leitende Interesse gewesen sei: "Geht es immer nur um die eigenen Interessen, die persönlichen oder die der eigenen Partei?" Das Ziel des politischen Lebens in einer Demokratie sei das Wohl des Landes und seiner Bürger, unterstrich der Theologe. Er hoffe daher, dass vom Buß- und Bettag ein "kleiner Energiestoß für eine am Gemeinwohl orientierte politische Kultur ausgehen" werde.

"Ich hoffe und bete"

Auch der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, hatte am Montag eine rasche Regierungsbildung angemahnt. "Ich hoffe und bete, dass die Politik in Berlin sich ihrer Verantwortung bewusst ist und alles dafür tut, möglichst bald eine am Gemeinwohl orientierte Regierung auf den Weg zu bringen", sagte Marx auf Anfrage dem Evangelischen Pressedienst (epd).

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