Miugabe hat bis tief in die ländlichen Regionen Simbabwes an Rückhalt in der Bevölkerung verloren.
epd-bild / Dagmar Wittek
Der Simbabwe-Experte Jürgen Langen hofft auf eine demokratische Öffnung des Landes nach dem absehbaren Ende des Mugabe-Regimes.
21.11.2017

"Es gibt sehr große Chancen für ein neues Simbabwe", sagte der frühere Leiter des Simbabwe-Büros der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung dem Evangelischen Pressedienst (epd). Unter Präsident Robert Mugabe (93) sei Simbabwe faktisch ein Einparteienstaat, der die Opposition und die Kirchen unterdrücke.

"Mnangagwa ist Mann des alten Regimes"

"Die Ära Mugabe ist rum", betonte Langen am Dienstag, während die Einleitung eines Amtsenthebungsverfahrens durch das Parlament in Harare erwartet wurde. Das Verfahren erfordere aber mehrere Schritte: "Wenn man es verfassungsrechtlich korrekt machen will, geht es nicht mit einem Federstrich." Langen zeigt sich überzeugt: "Eine Regierung gegen die Bevölkerung und gegen die Armee kann es nicht mehr geben."

Der wahrscheinliche Mugabe-Nachfolger Emmerson Mnangagwa ist Langen zufolge zwar ein Mann des alten Regimes, zeige sich aber auch als Pragmatiker. Mnangagwa war Vizepräsident, bis er am 6. November von Mugabe geschasst wurde. Bereits als Vize habe er Gespräche mit Oppositionellen, von Mugabe unterdrückten weißen Farmern und ausländischen Regierungsvertretern geführt. In einer Erklärung am Dienstag habe er sie ausdrücklich erwähnt.

Rolle Chinas

"In Simbabwe kann es keinerlei Lösung ohne Oppositionsführer Morgan Tsvangirai geben", fügte Langen hinzu, der von 2012 bis Dezember 2016 in Simbabwe arbeitete. Ob der neue Machthaber allerdings den Forderungen zur Bildung einer Regierung der nationalen Einheit nachkomme, sei eine große Frage. Auch wisse man nicht, wie fit der an Krebs erkrankte Tsvangirai sei.

Der Afrika-Experte Langen ist überzeugt, dass auch China eine Rolle bei der Entmachtung Mugabes nach 37 Jahren Herrschaft spielt. Die Volksrepublik habe gewichtige Rohstoffinteressen, weil Simbabwe über Lithium, Kobalt und Coltan verfüge.

In Simbabwes Bevölkerung habe Mugabe bis in die tiefsten ländlichen Gebiete Rückhalt verloren. "Jetzt ist es höchste Zeit, Simbabwe vor dem völligen Zerfall zu retten", sagte Langen. Das Land sei einst eine Kornkammer Afrikas gewesen, und müsse nun Mais teuer importieren. Farmen lägen brach, fruchtbarer Boden und Agrarkenntnisse seien verloren, und die Landarbeiter in die Slums der Städte vertrieben. Die Jugend wandere wegen der extrem hohen Arbeitslosigkeit trotz guter Ausbildung ab. "Doch bei vielen ist der Wille ist da, zurückzukehren und das Land wieder aufzubauen", sagte Langen.

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