Düsseldorf (epd). Bei den Vereinbarungen komme es auf klare Informationen an, erklärte die Stiftung am Dienstag in Düsseldorf. In Kooperation mit der Stiftung werteten Sabine Oertelt-Prigione, Professorin für Gendermedizin an der Universität Nijmegen, und Sabine Jenner, Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte an der Berliner Charité, 120 betriebliche Vereinbarungen aus dem öffentlichen Dienst, der Industrie und dem Dienstleistungssektor aus. Die Untersuchung war Teil eines mehrjährigen Projekts an der Charité.
Präzise Definition wichtig
Zu den entscheidenden Elementen gehöre eine präzise Definition von sexueller Belästigung, erklärten die Autorinnen der Untersuchung. Sie empfehlen, die Definition des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes mitsamt den Beispielen zu übernehmen. Die Expertinnen erinnerten zudem an die Vorbildfunktion von Vorgesetzten. Diese sollten bei Bedarf aktiv einschreiten. Dabei sei es hilfreich, bei Pflichtverletzungen Konsequenzen für die Vorgesetzten vorzuschreiben, was bei 13 Prozent der untersuchten Vereinbarungen bereits der Fall sei.
Allgemeine Verhaltensgrundsätze für Beschäftigte finden sich der Untersuchung zufolge in 45 Prozent der ausgewerteten Dokumente, in der Regel in knapper Form. Oertelt-Prigione und Jenner empfehlen ausführliche Verhaltenskodizes für alle Arbeitnehmer festzuschreiben, auch für Unbeteiligte, die Fehlverhalten wahrnehmen.
Transparentes Beschwerdeverfahren
Für dringend erforderlich halten die Expertinnen ein transparentes und strukturiertes Beschwerdeverfahren mit konkreten Ansprechpartnern. Niederschwellige Angebote, etwa anonyme Meldungen, seien gerade bei ausgeprägten Hierarchien effektiv. Die Entscheidung, ob ein förmliches Beschwerdeverfahren eingeleitet wird, sollten letztlich die Betroffenen fällen.
Die Autorinnen weisen auch auf gesundheitliche Folgen durch sexuelle Belästigung hin. Die Symptome reichten von Depressionen oder Angstneurosen über Rückenschmerzen bis hin zu Herz-Kreislauf-Beschwerden. Nicht nur die unmittelbar Betroffenen hätten zu leiden, sondern das gesamte Betriebsklima sei gefährdet. Den Unternehmen entstünden erhebliche Kosten durch Fehlzeiten und Kündigungen.
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