In Simbabwe liegen Farmen brach, die Jugendarbeitslosigkeit ist extrem hoch. Archivbild 2012
epd-bild / Dagmar Wittek
In Simbabwe ist nach 37 Jahren eine Ära zu Ende gegangen. Präsident Mugabe gab unter heftigem Druck schließlich auf und kam seiner formellen Absetzung zuvor. Doch wie die Zukunft des Landes aussieht, ist noch offen.
21.11.2017

Es war ein Rücktritt in letzter Minute: In Simbabwes Hauptstadt Harare waren am Dienstag bereits beide Kammern des Parlaments zusammengekommen, um ein Amtsenthebungsverfahren gegen Präsident Robert Mugabe einzuleiten. Der 93-Jährige hatte allen Rücktrittsforderungen getrotzt, obwohl die Armee in der vergangenen Woche die Kontrolle übernommen und ihn unter Hausarrest gestellt hatte. Doch dann verkündete Parlamentspräsident Jacob Mudenda, Mugabe habe schriftlich seinen Rücktritt erklärt, wie der britische Sender BBC berichtete. Unter den Abgeordneten und auf den Straßen brach Jubel aus.

Mugabe war 37 Jahre an der Macht. Seine Herrschaft sicherte sich der einstige Versöhner und Nationalheld durch Wahlfälschung und brutale Gewalt. Unter ihm erlebte die einstige Kornkammer im südlichen Afrika einen dramatischen wirtschaftlichen und sozialen Niedergang.

Ex-Vizepräsident soll Nachfolge Mugabes antreten

Am Montag hatte der Staatschef ein Rücktritts-Ultimatum seiner Partei Zanu-PF noch ignoriert. In der vergangenen Woche hatte die Armee Mugabe unter Hausarrest gestellt und die Kontrolle übernommen. Anlass war die Entlassung von Vizepräsident Emmerson Mnangagwa. Mugabe wollte offenbar seine Frau Grace zur Vize ernennen, die dann seine designierte Nachfolgerin gewesen wäre.

Aller Voraussicht nach soll nun Mnangagwa neuer Präsident werden. Der 72-Jährige ist bereits Chef der Regierungspartei und hatte Mugabe am Dienstagmorgen noch einmal zum Rücktritt gedrängt, um einer Demütigung zu entgehen. In einer veröffentlichten Erklärung schrieb Mnangagwa von einer "neuen Ära" für alle Simbabwer, in der Korruption, Inkompetenz, Pflichtversäumnisse, Faulheit, sozialer Niedergang und kultureller Verfall nicht geduldet würden.

"In diesem neuen Simbabwe ist es wichtig, dass alle Hand in Hand arbeiten, so dass wir die Nation zu ihrem vollen Glanz bringen", betonte er. "Das ist nicht Aufgabe der Zanu-PF allein, sondern aller Bürger Simbabwes." Mnangagwa war früher Geheimdienstchef und trägt wegen seiner harten Linie den Spitznamen "Krokodil". Nach seiner Entlassung als Vizepräsident am 6. November floh er ins Ausland. Wo er sich am Dienstag aufhielt, war zunächst nicht unklar.

Simbabwe-Experte hofft auf demokratische Öffnung

Oppositionsführer Morgan Tsvangirai forderte freie und faire Wahlen. "Ein demokratisches Simbabwe wird nicht in einem weiteren undemokratischen Prozess aufgebaut", rief er vor Tausenden Demonstranten in Harare laut dem britischen Sender BBC.

Der Simbabwe-Experte Jürgen Langen hofft auf eine demokratische Öffnung. Viel hänge davon ab, ob sich Mnangagwa als Pragmatiker erweise, obwohl er ein Mann des alten Regimes sei, sagte der frühere Leiter des Büros der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung in Harare dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Es gibt sehr große Chancen für ein neues Simbabwe", sagte Langen, der von 2012 bis Dezember 2016 in Simbabwe arbeitete. "Eine Regierung gegen die Bevölkerung und gegen die Armee kann es nicht mehr geben."

Auch die Opposition müsse einbezogen werden. Ob der neue Machthaber aber bereit sei, wie gefordert, eine Regierung der nationalen Einheit zu bilden, sei eine große Frage. "Jetzt ist es höchste Zeit, Simbabwe vor dem völligen Zerfall zu retten", sagte Langen. Das Land sei einst eine Kornkammer Afrikas gewesen, und müsse nun Mais teuer importieren. Farmen lägen brach, fruchtbarer Boden und Agrarkenntnisse seien verloren, und die Landarbeiter in die Slums der Städte vertrieben. Die Jugendarbeitslosigkeit sei trotz guter Ausbildung extrem hoch.

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