EKD-Synode in Bonn
epd-bild / Norbert Neetz
Die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland sieht eine gestufte Kirchenmitgliedschaft skeptisch. Mit Beschlüssen zum kirchlichen Haushalt, zum Klimaschutz und zur Flüchtlingspolitik ging die Jahrestagung des Kirchenparlaments zu Ende.
15.11.2017

Die evangelische Kirche will nach dem 500. Reformationsjubiläum neue Wege gehen. "Überzeugende neue Formate und kluge Strukturen" sollten dazu beitragen, den Dialog mit der ganzen Gesellschaft zu vertiefen, heißt es in einem Grundsatzpapier, das die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Mittwoch in Bonn zum Abschluss ihrer Jahrestagung verabschiedet hat. Zudem wurden Appelle zu einem verstärkten Klimaschutz in Deutschland sowie einem großzügigeren Familiennachzug für Flüchtlinge beschlossen. Auch gab die Synode zusätzliches Geld frei, um ein Defizit aus den Feiern zum Reformationsjubiläum auszugleichen.

Gestufte Mitgliedschaft?

Aus Sicht der Synode liegt es nahe, "weiter über ergänzende oder alternative Formen der Beteiligung am kirchlichen Leben beziehungsweise der Zugehörigkeit zur Kirche nachzudenken". "Der biblische Auftrag knüpft die Gemeinschaft der Gläubigen nicht an die Kirchensteuerzahlung", sagte Synodenpräses Irmgard Schwaetzer in der kontroversen Debatte über das Papier, das am Ende mit einer Enthaltung angenommen wurde. Eine Aufforderung, explizit auch über eine neue Form von Kirchenmitgliedschaft nachzudenken, wurde auf Wunsch der Synodenmehrheit aus dem Beschlussvorschlag gestrichen.

Vizepräses Klaus Eberl hatte am Rande der Beratungen von einem "Bedürfnis vieler Menschen, Kirche erst einmal auszuprobieren" gesprochen. Allerdings würde eine gestufte Mitgliedschaft grundlegende Fragen etwa nach dem Kirchensteuereinzug und der Verbindlichkeit von Kirchenzugehörigkeit aufwerfen.

Zusätzliches Geld für Reformationsfeiern

Die evangelische Kirche hatte bis Ende Oktober 500 Jahre Reformation gefeiert. 1517 hatte Martin Luther (1483-1546) seine 95 Thesen gegen die Missstände der Kirche seiner Zeit veröffentlicht, die er der Überlieferung nach am 31. Oktober an die Tür der Wittenberger Schlosskirche nagelte. Der Thesenanschlag gilt als Ausgangspunkt der weltweiten Reformation, die die Spaltung in evangelische und katholische Kirche zur Folge hatte.

Bei der Synodentagung wurde festgehalten, dass bei den Feiern ungewöhnliche Angebote an besonderen Orten dazu beigetragen haben, auch kirchenferne Menschen zu erreichen. "Viele weitere Erträge des Jubiläums sind noch zu identifizieren", heißt es in dem zusammenfassenden Beschluss. Dazu will das Kirchenparlament gemeinsam mit dem Rat der EKD und der Kirchenkonferenz, in dem die 20 Landeskirchen vertreten sind, ein Koordinierungsteam bilden.

Die Synode gab in Bonn zusätzliches Geld für die Finanzierung der Feiern frei. Insgesamt wird die evangelische Kirche noch einmal bis zu zwölf Millionen Euro nachschießen, wie aus den Haushaltsbeschlüssen hervorgeht. Grund sind weniger verkaufte Eintrittskarten, geringere Sponsoring-Erlöse und zuvor nicht einkalkulierte höhere Ausgaben für Sicherheitsmaßnahmen. Ob für den Ausgleich des Defizits die gesamten zwölf Millionen nötig sind, wird erst im Laufe des nächsten Jahres feststehen. Für die zentralen Veranstaltungen wie die Weltausstellung und den Kirchentag in Berlin und Wittenberg hatte die EKD ursprünglich 30 Millionen Euro vorgesehen.

Einsatz für Familiennachzug

Die Synode dringt auf einen ehrgeizigeren Einsatz der Politik gegen den Klimawandel. Das Kirchenparlament forderte von der Bundesregierung ein Klimaschutz-Sofortprogramm für die Jahre 2018 bis 2020, um das bis dahin gesteckte Ziel einer Treibhausgasreduktion um 40 Prozent noch zu erreichen. In dem Programm sollte das sozialverträgliche Auslaufen aller Kohlekraftwerke, die eine Laufzeit von mehr als 30 Jahren haben, enthalten sein, heißt es in dem Beschluss weiter. Zudem fordert die Synode mehr Anstrengungen zum Ausbau der erneuerbaren Energien und finanzielle Hilfen für arme Länder, die Schäden und Verluste durch den Klimawandel verkraften müssen.

In der aktuellen Diskussion um den Familiennachzug von Flüchtlingen schlug die Synode vorn, das Nachholen von Angehörigen im Rahmen legaler Wege für Schutzbedürftige zu ermöglichen. Die schwarz-rote Bundesregierung hatte den Familiennachzug für die Gruppe der subsidiär Geschützten ausgesetzt, wovon vor allem Syrer betroffen sind. Ob die im März 2018 auslaufende Regelung weiter gelten soll, ist unter den derzeit in Berlin sondierenden Parteien umstritten. Das Kirchenparlament forderte, den Nachzug von Angehörigen wieder zu ermöglichen.

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