Geldbörse mit Kleingeld
epd-bild / Rolf Zöllner
Die meisten Bundesbürger haben nicht genug Vermögen, um bei Jobverlust oder Krankheit den Lebensstandard über einen längeren Zeitraum zu sichern.
14.11.2017

Rund 30 Prozent der Haushalte könnten selbst bei geringen Konsumausgaben nur wenige Wochen oder Monate ohne Einkommen von ihrem Vermögen zehren, teilte das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung am Dienstag in Berlin mit. Weitere 20 Prozent könnten sich knapp zwei Jahre über Wasser halten, wenn Sie ihren Besitz vollständig zu Geld machten. Bei fünf Prozent der Haushalte reiche das Vermögen selbst bei hohem Lebensstil über 20 Jahre.

Private Altersvorsorge

Rund 40 Prozent der Alleinerziehenden hätten gar kein Vermögen, erklärte WSI-Verteilungsexpertin Anita Tiefensee. Ostdeutsche Haushalte verfügten über weniger Vermögen als westdeutsche und könnten im Schnitt nicht ganz ein Jahr mit eigenen finanziellen Reserven überbrücken. Im Westen liegt der Durchschnitt bei etwas über zwei Jahren. Für Gesamtdeutschland errechnete das WSI einen durchschnittlichen Wert von einem Jahr und 11 Tagen.

Die wissenschaftlicher Leiterin des WSI, Anke Hassel, betonte, in der Debatte um die Vermögensverteilung liege der Fokus meist auf den Einkommen. Der Aufbau von Vermögen aber entscheide darüber, wie schnell jemand auf staatliche Hilfe angewiesen ist, wenn das Einkommen ausbleibt. Das unterstreiche die Bedeutung der sozialen Sicherungssysteme. Dort, wo kein Vermögen aufgebaut werden kann, finde praktisch auch keine private Altersvorsorge statt.

Besitz von Immobilien

Das WSI forderte deshalb gut bezahlte Einkommen als Grundlage eines Vermögensaufbaus, ausreichende Betreuungsangebote für Kinder, damit bei Bedarf beide Elternteile arbeiten gehen können, ein größeres Schonvermögen für Hartz-IV-Empfänger sowie eine staatliche Förderung von Immobilien für untere und mittlere Einkommen. Untersuchungen zeigten, dass der Besitz von Immobilien entscheidend zum Aufbau von Vermögen beiträgt, sagte Hassel.

Der WSI-Studie lagen die Daten aus dem sozio-oekonomischen Panel (SOEP) von 2012 zugrunde, die vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in einer repräsentativen Haushaltsbefragung erfasst werden. Millionäre oder Multimillionäre sind bei den Stichprobenbefragungen faktisch nicht enthalten.

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